Vormarsch einer deutschen Division in Polen im September 1939

Stichtag

1. September 1939 - Die deutsche Wehrmacht überfällt Polen

Öffentlich betont Reichskanzler Adolf Hitler immer wieder seine angeblichen Friedensabsichten, tatsächlich aber plant er Krieg. Zunächst vergrößert er das Deutsche Reich mehr oder weniger friedlich: 1936 lässt er die Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland einmarschieren. 1938 folgt - im damaligen Sprachgebrauch - der "Anschluss" Österreichs, dann werden die Sudetendeutschen "heimgeholt" ins Reich. Hitlers nächstes Eroberungsziel ist Polen. Doch Großbritannien und Frankreich geben Garantien für Polen ab. Daraufhin schließt Hitler mit der Sowjetunion einen Nichtangriffsvertrag, den "Hitler-Stalin-Pakt". In einem geheimen Zusatzabkommen teilen Hitler und Stalin Polen bereits auf.

Um den geplanten Angriff auf Polen zu rechtfertigen, erfindet Hitler einen Kriegsgrund. Im Sommer 1939 bekommen SS-Kommandos einen Spezialauftrag: SS-Männer in polnischen Uniformen überfallen am 31. August 1939 den deutschen Sender Gleiwitz in Oberschlesien. Mitgebracht haben sie einen entführten Polen. Er wird vor Ort ermordet und liegengelassen - als fingierter Beweis für den angeblichen polnischen Angriff.

Polnische Kleinstadt bombardiert

Der Angriff der Wehrmacht, scheinbar als militärische Reaktion, ist längst vorbereitet: Am 1. September 1939 um 4.45 Uhr feuert das deutsche Schulschiff "Schleswig-Holstein" bei Danzig auf polnische Verteidigungsanlagen. Doch das sind nicht, wie lange angenommen, die ersten Schüsse des Zweiten Weltkrieges. Zwölf Minuten zuvor wird - 100 Kilometer östlich von Breslau - die polnische Kleinstadt Wieluń bombardiert. 29 deutsche Sturzkampfbomber (Stukas) schalten erstmals ihre sogenannte Jericho-Trompete ein. Die Sirenen soll den Gegner ängstigen.

In der militärisch unbedeutenden Stadt sterben rund 1.200 Menschen. Getroffen wird auch das Allerheiligen-Hospital, obwohl es mit einem roten Kreuz auf dem Dach klar erkennbar als Krankenhaus gekennzeichnet ist. Solche wahllosen Luftangriffe gehören sofort zum deutschen Kriegsalltag, sagt Historiker Jochen Böhler: "Der deutsche Überfall auf Polen war im Kern bereits ein Vernichtungskrieg."

"Ab jetzt wird Bombe mit Bombe vergolten"

Am Morgen des deutschen Überfalls spricht Hitler vor dem Reichstag und tischt eine Lügengeschichte nach der anderen auf: "Ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder führen. Ich habe meiner Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich auf militärische Objekte bei ihren Angriffen zu beschränken." Da sind tausende polnische Zivilisten bereits von Stukas zerfetzt worden. "Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten." Die Angriffszeit ist genauso falsch wie der angebliche Kriegsanlass.

Der deutsche "Blitzkrieg" zwingt Polen innerhalb von vier Wochen in die Knie. Von Osten rücken sowjetische Truppen vor. Hitler und Stalin teilen wie verabredet Polen unter sich auf. Ansonsten geht Hitlers Kalkül nicht auf: Die Westmächte machen mobil. Diesmal hat Hitler den Bogen überspannt. Großbritanniens Premierminister Arthur Neville Chamberlain, der mit seiner Appeasement -Politik Hitler oft nachgegeben hat, bleibt hart. Nach Ablauf eines Ultimatums erklärt er Deutschland den Krieg. Auch Frankreich hält zu seinem Bündnispartner Polen. Der Zweite Weltkrieg ist da.

Stand: 01.09.2009