Grzimek in einem Fernsehstudio mit einem jungen Orang-Utan auf dem Arm.

Stichtag

24. April 2009 - Vor 100 Jahren: Bernhard Grzimek wird geboren

1945 flieht Bernhard Grzimek aus Berlin nach Frankfurt am Main. In der Hauptstadt hat er Armeepferde gepflegt und Menschenaffen sowie Wölfe aus dem zerbombten Zoo im heimischen Garten gehalten, jetzt ist er auf dem Weg zu einem Bekannten. Zu Grzimeks Überraschung ist dieser zum Oberbürgermeister von Frankfurt aufgestiegen, und so hilft der Tierarzt beim Regieren mit. Anschließend wird ihm der Zoo der Stadt mit seinen drei Wärtern und zwölf Tieren überlassen.

Unter Grzimeks Obhut mausert sich die Anlage zur Touristenattraktion - nicht zuletzt auch deshalb, weil es dem pfiffigen Direktor mit Kinoabenden, Eislaufbahn und Feuerwerken gelingt, das Publikum zu locken. Am Wochenende stolziert er schon mal mit einem zahmen Leoparden an der Leine an den Gehegen vorbei.

Geboren wird Grzimek am 24. April 1909 im oberschlesischen Neisse. Schon als Kind züchtet er Hühner; weil er Wildtiere mit in den Unterricht bringt, wird er von seinen Klassenkameraden "Igel" genannt. In Frankfurt avanciert er nach dem Krieg dank kluger PR-Einfälle zum berühmtesten Zoodirektor Deutschlands, wenn nicht gar der Welt. Seine Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere" erreicht Ende der fünfziger Jahre mit Millionen von Zuschauern Kultstatus.

Schwärmerisch erzählt er von der geliebten Serengeti, berichtet aber auch als einer der ersten in drastischen Bildern vom grausamen Robbenschlachten kanadischer Jäger. Wegen seiner schonungslosen Darstellung der Häutung von Robbenbabys verklagt ihn die Pelzindustrie. Häufig sind Geparden in der Sendung zu Gast, die bei Grzimek zu Hause leben. Zu Hause, das ist ohnehin ein Gebäude auf der Zooanlage.

Mit seinem Sohn Michael unternimmt Grzimek zahlreiche Reisen nach Afrika. Gemeinsam drehen sie den Kinofilm "Kein Platz für wilde Tiere" (1956), der die Bedrohung der Natur durch den Menschen anprangert. Um im Auftrag der britischen Kolonialregierung die Tiere des Serengeti-Nationalparks zählen zu können, lernen beide fliegen und kaufen ein Kleinflugzeug im Zebralook. Bei den Dreharbeiten zu "Serengeti darf nicht sterben" (1959) stürzt Michael ab und stirbt.

Grzimek stellt den Film alleine fertig und gewinnt als erster Deutscher damit einen Oscar. Um die Menschen für die Tierwelt der Serengeti zu sensibilisieren, trifft er sich auch nach dem Ende der Kolonialherrschaft mit den einheimischen Massai und afrikanischen Politikern. In "Ein Platz für Tiere" ruft er zu Spenden auf, obwohl ihm dies eigentlich verboten ist.


1978 heiratet der geschiedene Bernhard Grzimek die Witwe seines Sohnes Michael. 1987 stirbt er während einer Zirkusvorstellung. Bernhard Grzimek wird 78 Jahre alt. Er liegt neben seinem Sohn Michael im Ngorongorokrater mitten in der Serengeti begraben.

Stand: 24.04.09