Stichtag

23. Juli 2009 - Vor 845 Jahren: Gebeine der Hl. Drei Könige erreichen Köln

Caspar, Melchior und Balthasar sollen sie geheißen haben, die Heiligen Drei Könige. Ob das Weisen-Trio aus dem Morgenland, das dem Jesuskind in Bethlehem seine Huldigung darbrachte, wirklich gelebt hat, ist höchst strittig. Könige waren die im Matthäus-Evangelium auftretenden Abgesandten des fernen Orients jedenfalls nicht - und offizielle Heilige der Katholischen Kirche sind sie bis heute nicht. Trotzdem zählen die Gebeine jener Männer, die Matthäus selbst als "trium magorum" (drei Magier) bezeichnet, zu den allerkostbarsten Reliquien des Abendlandes. Schon früh von gezielter Legendenbildung quasi zu den ersten christlichen Königen erhoben, symbolisieren ihre im Kölner Dom ruhenden Überreste seit fast 900 Jahren den weltlichen Herrschaftsanspruch der römisch-deutschen Kaiser über die gesamte Christenheit.

Seit Erzbischof Rainald von Dassel die Reliquien 1164 als Kriegsbeute von einem Heerzug aus Mailand mitgebracht hat, sichern die Heiligen Drei Könige der Stadt Köln ökonomisch wie spirituell den Rang einer europäischen Metropole. Von Dassel, der als Kanzler und Heerführer Friedrich Barbarossas "wie die Feder auch das Schwert zu handhaben wusste" (zeitgenössische Chronik), war es 1162 nach über einem Jahr Belagerung gelungen, das reiche Mailand für seinen Kaiser einzunehmen. Zum Dank erhält er von Friedrich die im Glockenturm von San Giorgio al Palazzo untergebrachten, erst sechs Jahre zuvor entdeckten Gebeine der Heiligen Drei Könige als Geschenk. Stolz kündigt Erzbischof Rainald am 12. Juni 1164 den Kölnern brieflich an, "dass mit diesem unvergleichlichen Schatze, wertvoller als alles Gold und Edelgestein, die heilige Kirche und Stadt zu Köln aufs glücklichste bereichert und auf ewige Zeiten gezieret werde."

Erst zwei Jahre nach dem Fall Mailands erreichen die Reliquien Köln. Viele Sagen ranken sich um ihre sechswöchige Reise. So heißt es etwa, dass Rainald, um mögliche Verfolger zu täuschen, den Maultieren die Hufe verkehrt herum beschlagen lässt. Anderen Quellen zufolge sollen die königlichen Knochen, als Pestleichen deklariert, in Blechsärgen über die Alpen gelangt sein. Als gesichert gilt, dass der kriegerische Kirchenfürst am 23. Juli 1164 unter dem Jubel der Bevölkerung in seinem Bischofssitz Einzug hält. Feierlich werden die heiligen Gebeine im romanischen Dom zu Köln beigesetzt. Den weltberühmten goldenen Dreikönigsschrein gibt erst Philipp von Hochstaden, Nachfolger des 1167 auf einem neuerlichen Feldzug verstorbenen Erzbischofs von Dassel, in Auftrag. Gefertigt wird der größte und kostbarste Reliquienschrein des Mittelalters von Nikolaus von Verdun, einem der kunstvollsten Goldschmiede seiner Zeit. Schon wenige Jahrzehnte später kann die alte Kölner Kathedrale die anreisenden Pilgerheerscharen nicht mehr fassen. So beginnen die geschäftstüchtigen Bürger im Jahr 1248 mit dem Bau eines standesgemäßen gotischen Gotteshauses für ihre Welt-Attraktion. Dessen Fertigstellung kann aber erst 632 Jahre später gefeiert werden.

Stand: 23.07.09