Stichtag

09. November 2004 - Vor 15 Jahren: Die Berliner Mauer fällt

Das Fest beginnt gegen 23 Uhr. Menschen aus dem Osten der Stadt drängen durch die Grenzübergänge in den Westen der Stadt, wo sie stürmisch begrüßt werden. In Berlin ist Ausnahmezustand, ausgelöst durch eine Erklärung des Politbüromitglieds Günter Schabowski: "Also Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Verwandtschaftsverhältnissen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt."

Tausende nehmen den Genossen beim Wort und stürmen die Grenzübergänge. Die DDR-Grenzposten leisten keine Gegenwehr. Seit Wochen schon steigt der Druck im Arbeiter- und Bauernstaates, am 9. November findet er ein Ventil. Die Ostberliner kommen zu Fuß, mit der Bahn oder im Trabbi in den Westteil der bisher geteilten Stadt. Menschen beiderseits der Mauer klettern auf das verhasste Bauwerk, schwenken Sektflaschen, liegen einander in den Armen. Über den Ku'damm fahren derweil Kolonnen von Trabbis, voller Menschen, die kaum fassen können, dass sie auf dem Westberliner Prachtboulevard sind.
Der Ausnahmezustand hält auch in den Tagen danach an, die Ereignisse überschlagen sich, die DDR taumelt ihrem Ende entgegen. Mehr als hundert Jahre werde die Mauer stehen, hatte Erich Honecker prognostiziert. Doch nach 28 Jahren und drei Monaten hat der rund 166 Kilometer lange "antifaschistische Schutzwall" ausgedient. Mehr als 70 Menschen waren bei dem Versuch gestorben, ihn in Richtung Westen zu überqueren.


Stand: 09.11.04