Stichtag

01. Mai 2009 - Vor 2.000 Jahren: Varusschlacht zwischen Germanen und Römern

Im Jahr 9 nach Christus sind drei Legionen und mehrere Hilfstruppen des mächtigen römischen Heeres auf dem Weg vom Sommerlager im Norden Germaniens in ein Winterlager am Rhein. Wie ein langer Lindwurm schlängelt sich die geordnete Truppe auf einer genau festgelegten Route voran. Ihr Anführer ist der 55-jährige Varus, verheiratet mit der Großnichte von Kaiser Augustus, einst Konsul, dann Verwalter der Provinzen von Afrika und Syrien. Seit zwei Jahren ist er in Germanien.Statthalter Varus gilt als einer der fähigsten Heerführer und Verwaltungsbeamten des römischen Reichs. Jetzt aber begeht er einen verhängnisvollen Fehler. Kundschafter melden Feuer in der Nähe der Wälder. Varus schließt daraus, dass sein Verbündeter, der Cheruskerfürst Arminius, in einen Hinterhalt feindlicher Germanen geraten ist. Aber der Hinterhalt ist für Varus bestimmt, das Feuer eine Falle. Und Arminius ist der Rädelsführer.

Als Jugendlicher wird Arminius in Rom erzogen und militärisch ausgebildet. Später führt er germanische Legionäre im römischen Heer. Er hat das römische Bürgerrecht und besitzt die Ritterwürde. Und er weiß, wie er die Römer am besten verwunden kann. Heute kann niemand mehr sagen, warum Arminius germanische Soldaten um sich schart, um sie gegen die Römer in den Kampf zu schicken. Fest steht nur, dass seine Taktik aufgeht.Varus verlässt die sichere Route und führt seine Männer in die undurchdringlichen Wälder. Hier greifen die gut ausgerüsteten Germanen überraschend an den Flanken an, reiben die Legionen in der Mitte auf und ziehen sich zurück, bevor die Römer sich zum Kampf formieren können. Drei bis vier Tage dauern die Angriffe, dann ist vom stolzen römischen Heer nur noch ein Häuflein verängstigter Legionäre übrig. Mehr als 15.000 Soldaten kommen bei den Kämpfen ums Leben. Varus stürzt sich noch auf dem Schlachtfeld in sein Schwert.

Die Varusschlacht gilt als eine der größten Katastrophen in der Geschichte Roms. Wo genau sie stattgefunden hat, weiß niemand mehr zu sagen. Detmold, Osnabrück und Kalkriese streiten sich um die Ehre, Austragungsort gewesen zu sein. Fest steht indes, dass Rom nach der Niederlage von seinem Plan abrückt, das rechtsrheinische Germanien zu erobern.Obwohl die eigentliche deutsche Geschichte erst im 10. Jahrhundert beginnt, wird Arminius als Hermann später zum Helden deutsch-nationaler - und später nationalsozialistischer - Bestrebungen. Nichts zeigt diese Wirkung des germanischen Mythos deutlicher als das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald, dessen Erbauer Ernst von Bandel den Kampf gegen die Römer mit der aktuellen Auflehnung Deutschlands gegen das napoleonische Frankreich verknüpft. Arminius wird zum Symbol für das Recht auf nationale Selbstbestimmung.

Stand: 01.05.09