Stichtag

25. Juni 2009 - Vor 35 Jahren: Patent auf Kevlar erteilt

Die Geschichte des Kunststoffs ist eine Geschichte voller Zufälle. Sie beginnt vor 150 Jahren mit dem Chemiker Christian Friedrich Schönbein aus Basel. Weil seine Frau mitten in eines seiner heimlichen Experimente platzt, wischt er ein Gemisch aus Salpeter und Schwefelsäure mit seiner Schürze vom heimischen Tisch. Der Kleidungsstoff reagiert damit - und Schönbein beschert der Menschheit mit der "Schießbaumwolle" ihren ersten Kunststoff überhaupt. Inzwischen gibt es über 200 Millionen davon. Sie verschönern Damenbeine, sorgen dafür, dass in der Küche nichts mehr anbrennt oder halten Gemüse im Kühlschrank frisch.

Nylon, PVC und Teflon sind die bekanntesten Wunderstoffe. Ein eher unbekannter ist Kevlar. Er ist fünf Mal widerstandsfähiger als Stahl und dabei so leicht wie Seide. Seine Molekülketten bilden lange Fasern, die mit großer Festigkeit aneinander kleben. Diese Fasern machen die Trommeln von Hardrockbands ebenso stabil wie Segelschiffe, Surfbretter und Gleitschirme. Sie lassen Formel-1-Wagen über 400 Stundenkilometer aushalten und Jumbo-Jets sicher abheben. Und sie sorgen dafür, dass Maschinengewehrkugeln an schusssichern Westen abprallen. Ein eigener "Club der Überlebenden" zeugt in den USA von der Robustheit des Materials: Seine 3.000 Mitglieder verdanken Kevlar, dass sie nicht erschossen wurden.

Erfunden wird Kevlar von Stephanie Kwolek  aus New Kensington im US-Bundesstaat Pennsylvania. Eigentlich will sie nach ihrer Zeit am College Medizin studieren. Um sich die Universität leisten zu können - und weil sie eine so nette Chemielehrerin hatte - sucht sich die junge Frau einen Übergangsjob beim Chemiekonzern DuPont. Es ist die Zeit des Kunststoffbooms und steigender Benzinpreise: Bei DuPont sucht man hartnäckig nach einem leichten Stoff, der die stählernen Verstärkungen von Autoreifen ersetzen kann und Autofahren so billiger macht. 1964 legt Kwolek nach Experimenten ein extrem zähes, trübes Material unters Mikroskop. Um daraus eine Faser zu spinnen, drückt sie die Masse gegen den Widerstand eines Kollegen durch eine Hochleistungsdüse.Heraus kommt der polymere Kunststoff Polyparaphenylen-Terephtalamid. Am 25. Juni 1974 wird er unter dem Namen Kevlar patentiert.

Stand: 25.06.09