Stichtag

13. September 2009 - Vor 425 Jahren: Der Escorial bei Madrid wird vollendet

Im August 1557 besiegt König Philipp II. von Spanien in Saint-Quentin die Truppen Frankreichs. Es ist der Todestag des Laurentius von Rom. Deshalb beschließt der streng gläubige Philipp, treuer Kämpfer der Gegenreformation und seinerzeit der mächtigste Herrscher der Erde, dem Heiligen zu Ehren eine Schloss- und Klosteranlage zu errichten. Nicht zuletzt er selbst will hier einen Teil seiner Zeit verbringen. Einfach und schlicht soll das Bauwerk sein, aber gewaltig. Erhaben soll es wirken, aber nicht arrogant. Und da der heilige Laurentius auf dem Rost den Märtyrertod gestorben ist, soll auch der Grundriss des Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial einem Gitter gleichen.

Eine königliche Kommission macht sich auf die Suche nach einem geeigneten, vor allem trockenen Bauplatz. Rund 50 Kilometer nordwestlich von Madrid, am Fuß der Sierra de Guadarrama, eintausend Meter über dem Meeresspiegel, werden sie fündig. Dann macht sich Hofbaumeister Juan Bautista de Toledo ans Werk.Anfangs steht San Lorenzo de El Escorial  unter keinem guten Stern. Schon kurz nach Baubeginn stellt sich heraus, dass das Kloster für die vorgesehenen Mönche viel zu klein konzipiert ist. Philipp II. lässt aufstocken, der Plan gerät nun gigantisch und fast geht dem König das Geld dabei aus. 1577 schlägt der Blitz in die Hauptkirche ein, große Teile der Anlage werden zerstört. Und dann rebellieren auch noch die Steinmetze. Um die Fertigstellung des Escorial zu beschleunigen, führt Phillip II. daraufhin den Leistungslohn ein. Bezahlt wird nach Arbeitseinsatz: ein ebenso neues wie wirksames Verfahren.Trotz aller Widrigkeiten wird der Escorial in Rekordzeit fertig gestellt. 21 Jahre und fünf Monate dauert der Bau am Gebäude, dessen Stil zum Großteil den Idealen der Renaissance entspricht, aber auch gotische Elemente enthält. Zeitweise sind 3.000 Arbeiter mit der Errichtung beschäftigt. Am 13. September 1584 wird im Hof der Könige mit dem obersten Granitquader des vierten Pfeilers der letzte Stein des Escorial eingesetzt. 33.000 Quadratmeter Grundfläche hat der Bau, 207 Meter ist er lang, 161 Meter breit. Allein 16 Innenhöfe hat die Schloss- und Klosteranlage, die Bibliothek mit ihren 14.000 Bänden ist die größte Privatbücherei des Abendlandes.

Trotz seines Plans, den Bau auch als Schloss zu nutzen, verbringt Philipp II. nur wenige Tage im Escorial. Mit 71 Jahren zieht er sich, inzwischen todkrank, hierher zurück. Er stirbt auf den Tag genau 14 Jahre nach der Fertigstellung der Anlage, die heute zum Weltkulturerbe gehört.

Stand: 13.09.09