Stichtag

20. Dezember 2008 - Vor 40 Jahren: John Steinbeck stirbt in New York

In den 1930er Jahren vertreiben Dürre und Wirtschaftskrise Farmer und Arbeiter aus dem mittleren Westen der USA, vor allem aus Oklahoma. Auf der Suche nach Arbeit ziehen die sogenannten Oakies vielfach weiter nach Westen. Etwa 400.000 Menschen suchen einen Neubeginn in Kalifornien, finden aber häufig nur Armut und Hunger. Um diese Zeit arbeitet ein Reporter namens John Steinbeck bei der San Francisco News. Sein Redakteur schickt ihn ins San Joaquin Valley, wo die Wanderarbeiter reihenweise verhungern.

Steinbeck, 1902 in Salinas geboren, ist ein Sohn aus gutbürgerlichem Haus. Er hat in Stanford studiert, meist aber lieber von zahlreichen Jobs in Fabriken und beim Straßenbau gelebt, um bei den einfachen Leuten zu sein, über die er schreibt. Drei Romane hat Steinbeck schon veröffentlicht, als er den "Oakies" begegnet. Er schreibt über sie nicht nur Zeitungsartikel, sondern beginnt einen Roman, in dem er das soziale Elend sehr direkt anhand einer Familiengeschichte schildert und gleichzeitig politisch analysiert. "Früchte des Zorns" erscheint 1939. Das Buch wird ein Bestseller - und gleichzeitig in mehreren Bundesstaaten wegen angeblich kommunistischer Tendenz verboten. Hollywood sichert sich die Filmrechte. Folksänger Woody Guthrie besingt eine Hauptperson des Buches in seiner "Ballade von Tom Joad ".

John Steinbeck wird eine Art "Nationalschriftsteller" der USA: viel gelesen, mehrfach verfilmt, von der Literaturkritik häufig als etwas zu populär eingestuft. Mehr als die Hälfte seiner 29 Romane spielen in seiner Heimat, an der Küste südlich von San Francisco, an der "Straße der Ölsardinen", wie eines seiner Bücher heißt. Trotz seines Erfolges zweifelt Steinbeck immer wieder an seinem Talent, verfällt in Phasen von Depression. Zwei Ehen scheitern. Im Zweiten Weltkrieg geht er als Kriegsreporter an die Front und kehrt als 43-Jähriger krank zurück. Sein Trommelfell ist verletzt, er leidet an Schlafstörungen und Gedächtnisschwäche. Dennoch gelingt ihm 1952 mit "Jenseits von Eden" noch einmal ein Meisterwerk.1962 erhält Steinbeck den Literaturnobelpreis. Für neue Werke fehlt ihm inzwischen die Kraft. Er reist allein, nur von seinem Hund Charly begleitet, durch die USA, findet aber sein Land der einfachen anständigen Menschen nicht mehr. Alle wollten nur "noch mehr materielle Spielsachen", sagt er: "Was uns quält, ist die Langeweile." John Steinbeck stirbt am 20. Dezember 1968 in New York.

Stand: 20.12.08