Stichtag

24. September 2004 - Vor 475 Jahren: Die Türken belagern Wien

Mehr als 100.000 Kämpfer, darunter die gefürchteten Janitscharen: Das plötzliche Auftauchen des osmanischen Heeres unter Sultan Süleyman vor den Mauern Wiens löst am 24. September 1529 einen Schock aus, der sich in ganz Europa verbreitet. Die "Türkengefahr" und der Kampf zwischen christlicher und muslimischer Zivilisation werden zu einem europäischen Mythos. Die Fakten dahinter werden bis heute oft vergessen: Süleyman I., genannt "Der Prächtige", ist wie andere osmanische Herrscher kein fanatischer Religionskrieger, sondern ein politischer Eroberer. Der Westen ist nicht einig im Widerstand. Frankreich verbündet sich zeitweise mit den Türken, und Geld für die gemeinsame Verteidigung wollen die wenigsten Staaten aufbringen, die nicht direkt betroffen sind.Wahrscheinlich wollte Süleyman gar nicht bis Wien ziehen. Sein Reich reicht von Nordafrika über den heutigen Irak und die Türkei bis zum Balkan. 1526 hat er auch Ungarn erobert und will es gegen die Ansprüche des Habsburger Königs Ferdinand verteidigen. Im Zuge dieses Krieges zieht sein Heer nach Westen und stößt auf keinen Widerstand, bis es vor den Toren der österreichischen Hauptstadt steht.

Hier stellt der Sultan dem Stadtkommandanten Graf Niklas Halm ein Ultimatum: Übergabe der Stadt binnen drei Tagen oder Verwüstung und Plünderung. Aber die zahlenmäßig weit unterlegenen Truppen der Habsburger ergeben sich nicht. Den Türken fehlen schwere Geschütze. Ihr Versuch, sich den Weg in die Stadt durch unterirdische Minen freizusprengen, schlägt fehl. Schließlich beginnt es zu schneien und der Nachschub für das türkische Heer wird unterbrochen. Drei Wochen nach seiner Ankunft tritt das Heer des Sultans den Rückzug an.
Was bleibt, ist das Trauma von der "Türkengefahr". Und tatsächlich kehrt die 1683 noch einmal nach Wien zurück. Die zweite Belagerung unter Sultan Mehmed endet jedoch mit der vernichtenden Niederlage seines Heeres. Danach beginnt der allmähliche Niedergang des osmanischen Großreiches.


Stand: 24.09.04