Stichtag

11. Dezember 2008 - Vor 60 Jahren: Freie Demokratische Partei (FDP) gegründet

Die FDP ist eine machterprobte Partei. An der Bundesregierung ist sie bislang länger beteiligt gewesen als die Union oder die SPD. Eine Partei, die in ihrer Geschichte zwischen ganz rechts und ziemlich links gependelt ist - mit viel internem Streit. Am 11. Dezember 1948 treffen sich im hessischen Heppenheim Vertreter verschiedener liberaler Parteien aus den drei westlichen Besatzungszonen. Nach zweitägigen Beratungen wird in der Kneipe "Halber Mond" die FDP gegründet. Theodor Heuss wird ihr erster Vorsitzender. Die Liberalen wollen eigentlich eine gesamtdeutsche Partei bilden. Doch angesichts des Kalten Krieges scheitern die Versuche, sich mit der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) in der Ostzone zu verbinden. Die FDP tritt für Marktwirtschaft, ein vereintes Deutschland und die Freilassung von Kriegsverbrechern ein. Zudem ist sie antiklerikal eingestellt. Mit diesem Programm ist sie für alte Nazis attraktiv, die auch versuchen, die FDP zu unterwandern - am Ende ohne Erfolg. Zentrale Figur dabei ist der Essener Rechtsanwalt und FDP-Mitglied Ernst Achenbach. "Der hatte ein regelrechtes Netzwerk von SS-Leuten", sagt Geschichtsprofessor Daniel Koerfer von der Freien Universität Berlin, der die damalige FDP als "fast rechtsradikale Partei" bezeichnet.

Ab 1949 regiert die FDP in Bonn mit. 1956 zerbricht die Koalition mit der CDU, ein Jahr später holt Konrad Adenauer eine absolute Mehrheit. 1961, bei der nächsten Wahl, will die FDP ihn stürzen und bekommt nach den erneuten Koalitionsverhandlungen das Etikett der Umfaller-Partei. Im Wahlkampf hat die Kleinpartei noch "Mit der CDU, aber ohne Adenauer" plakatiert, nach der Wahl aber mit ihm regiert. In den 60er Jahren öffnet sich die FDP langsam nach links. Geführt vom neuen Vorsitzenden Walter Scheel machen die Liberalen 1969 Wahlkampf gegen die Große Koalition. Das folgende Regierungsbündnis mit der SPD unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) sorgt für innerparteiliche Auseinandersetzungen. Einige rechts stehende FDP-Abgeordnete laufen zur Union über. Nach Schätzung des Bonner Politikprofessors Karlheinz Niclauß vollzieht sich "ein Wähler- und Mitgliederaustausch von 60 bis 70 Prozent".Als Scheel 1974 Bundespräsident wird, übernimmt Hans-Dietrich Genscher den Parteivorsitz. 1982 folgt die nächste Wende der FDP: Die Wirtschaftsliberalen setzen sich durch - angeführt von Otto Graf Lambsdorff. Er und Genscher betreiben den Wechsel von Kanzler Helmut Schmidt (SPD) hin zu Kanzler Helmut Kohl (CDU). Die FDP steht - wieder einmal - vor einer Zerreißprobe. Abgeordnete wie Ingrid Matthäus-Meier und Günter Verheugen wechseln zur SPD. Linksliberale, die bleiben, werden zu einsamen Mahner für Freiheitsrechte, unter ihnen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch. Lambsdorff tritt im Verlauf der Flick-Spendenaffäre 1984 als Bundeswirtschaftsminister zurück.

1995 tritt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als Bundesjustizministerin zurück - weil die eigene Partei dem Großen Lauschangriff zugestimmt hat. Die Liberale beschreitet den Rechtsweg. Das Bundesverfassungsgericht stoppt Teile des Großen Lauschangriffs. In der FDP sorgen nun andere für Furore: Jürgen Möllemann peilt mit seinem "Projekt 18" ein Wahlergebnis von 18 Prozent an. Guido Westerwelle wird als Kanzlerkandidat aufgestellt und geht mit dem "Guido-Mobil" auf Werbetour. Das bringt der FDP den Ruf einer "Spaßpartei" ein. Nach antisemitischen Ausfällen tritt Möllemann im März 2003 aus der Partei aus. Zuvor hatte bereits Hildegard Hamm-Brücher die FDP verlassen - aus Protest gegen ihn und seinen parteiinternen Rückhalt. "Die schwerste Krise war die Möllemann-Krise", sagt Historiker Koerfer. Doch dessen Plan, am rechten Rand zu fischen, habe nicht reüssiert. Seit zehn Jahren ist die FDP ist auf Bundesebene nicht mehr an der Macht. Die Umfragewerte sind zwar gut, doch Konkurrenz kommt von den Grünen. Diese profilieren sich inzwischen als Bürgerrechtspartei.

Stand: 11.12.08