Stichtag

13. Oktober 2008 - Vor 25 Jahren: Putsch auf der karibischen Insel Grenada

Am 13. Oktober 1983 verbreitet sich ein Gerücht auf der karibischen Insel Grenada: Gegen den bei der Bevölkerung beliebten Premierminister Maurice Bishop sei geputscht worden. Die Nachricht verbreitet sich aus der Hauptstadt St. George's von Dorf zu Dorf. Und tatsächlich: Eine Gruppe um Vizepremier Bernhard Coard hat Bishop entmachtet und unter Hausarrest gestellt. Als ein paar Tage später eine Menschenmenge Bishop aus dem Haus befreit, richten die Putschisten ein Blutbad an. Bishop und andere Regierungsmitglieder werden erschossen. Eine günstige Gelegenheit für US-Präsident Ronald Reagan, amerikanische Soldaten als "Befreier" auf die kleine Antillen-Insel nördlich von Venezuela zu schicken.

Die Vorgeschichte: Von 1967 bis 1979 erlebt die Insel ihre schlimmste Zeit nach der Sklaverei. Eric Matthew Gairy, genannt Onkel Gairy, der sich zunächst für die kleinen Farmer einsetzte und zum Premierminister gewählt wurde, entwickelt sich zum Diktator. Gairy wirtschaftet in die eigene Tasche und gründet eine Armee, die jeden Widerstand blutig bekämpft. Junge Männer um Bishop gründen die Oppositionsgruppe "New Jewel Movement". Sie haben im Ausland studiert und orientieren sich an der Black-Power-Bewegung und dem antikolonialen Befreiungskampf. "Jewel" steht für "Joint Endeavor for Welfare, Education and Liberation" ("Gemeinsame Aktion für Wohlfahrt, Bildung und Befreiung"). Im März 1979 stürzt "Jewel" die Regierung Gairy. Unter Revolutionsführer Bishop werden die Bildung, das Gesundheitswesen und die Infrastruktur verbessert. Doch die Spannungen innerhalb der Regierung nehmen zu: Premier Bishop versteht sich als gemäßigter Sozialist, der die Privatwirtschaft neben den staatlichen Kooperativen bestehen lassen will. Sein Vize Coard hingegen ist Leninist und will einen Sozialismus nach sowjetischem Vorbild aufbauen.

Nach der Ermordung Bishops durch Coard-Anhänger beginnt am 25. Oktober 1983 die US-Invasion. Coard wird inhaftiert. In einer ersten Fernsehansprache sagt US-Präsident Reagan, er sei am Morgen des 23. Oktobers geweckt worden: Man habe ihm mitgeteilt, sechs Mitglieder der Organisation Ostkaribischer Staaten hätten die USA gebeten, in Grenada die Demokratie wiederherzustellen. Diplomaten aus Jamaika, Barbados und Tobago aber sagen vor Journalisten, die USA hätten seit Jahren Druck ausgeübt, damit die karibischen Länder einen militärischen Eingriff in Grenada verlangten. Später gibt Reagan als Begründung für die Invasion an, die auf Grenada studierenden US-Bürger seien durch den Putsch bedroht gewesen. Aber diese versicherten in einem Brief, es bestehe keine Gefahr für ihr Leben. Reagan behauptet auch, man habe gerade noch rechtzeitig eine kubanische Okkupation Grenadas verhindert. Die UNO verurteilt die US-Invasion als völkerrechtswidrig. Am 21. November 1983 verkündet Reagan schließlich das siegreiche Ende der Operation "Urgent Fury". Bei Neuwahlen im Dezember 1984 gewinnt die von den USA bevorzugte, bürgerliche "Neue Nationale Partei" (NNP) die Mehrheit. Die kommunistische Bewegung kann keinen Parlamentssitz erringen.

Stand: 13.10.08