Stichtag

16. Oktober 2008 - Vor 30 Jahren: Karol Wojtyla wird Johannes Paul II.

Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein an der Sixtinischen Kapelle auf. Ein neuer Papst ist gewählt! Im Jahr 1978 erleben die Wartenden auf dem Petersplatz dieses Schauspiel gleich zwei Mal. Am 26. August präsentiert der Vatikan den Patriarchen von Venedig, Albino Luciani, als neues Kirchenoberhaupt. Der 77-Jährige nimmt die Namen seiner beiden Vorgänger an: Johannes Paul I. Luciani ist ganze 33 Tage Papst, dann stirbt er an einem Herzinfarkt.

Mordgerüchte und Verschwörungstheorien kursieren, aber sie werden von einer neuen Sensation überlagert: Nur zwei Wochen später, am 16. Oktober, zeigt sich ein neuer Papst auf dem Balkon des Petersdoms. Es ist, erstmals seit über 400 Jahren, kein Italiener, sondern ein der breiten Öffentlichkeit unbekanntes Gesicht: Karol Wojtyla, der Erzbischof des polnischen Bistums Krakau. Er nennt sich Johannes Paul II.

Der neue Papst ist 58 Jahre alt - also vergleichsweise jung für dieses Amt. Während der deutschen Besetzung Polens hat er in einer Fabrik und zeitweise im Steinbruch gearbeitet und nebenbei heimlich ein verbotenes Priesterseminar besucht. Er war Jugendseelsorger in Krakau und Philosophieprofessor. Wojtyla ist ein sportlicher Typ mit einer charismatischen Ausstrahlung. Das macht ihn in der katholischen Jugend beliebt, obwohl er in seinen kirchlichen Positionen stets konservativ bleibt.Johannes Paul II. wird ein Papst der Öffentlichkeit wie keiner seiner Vorgänger. Auch ein Mordanschlag im Jahr nach der Wahl schreckt ihn von seiner weltweiten Reisetätigkeit nicht ab. In seinem Heimatland Polen stärkt er den Widerstand gegen das kommunistische Regime. Er gründet die Weltjugendtage, trifft sich mit Vertretern der Weltreligionen. Erst in den letzten Jahren seines Pontifikats muss er wegen seiner Parkinson-Erkrankung kürzer treten, bleibt jedoch öffentlich präsent, soweit es noch geht. Johannes Paul II. stirbt am 2. April 2005.

Stand: 16.10.08