Drei deutsche Flakhelfer nach ihrer Gefangennahme durch die US-Armee in Gießen am 29.03.1945

15. Februar 1943 - Schüler ab 15 Jahren rücken als Flakhelfer ein

Papst Benedikt XVI., Kabarettist Dieter Hildebrandt und DDR-Spion Günter Guillaume haben eine Gemeinsamkeit. Sie waren in ihrer Jugend so genannte Flakhelfer: Schüler, die im Zweiten Weltkrieg als "Luftwaffenhelfer" mit Flugabwehr-Kanonen, kurz Flak, auf alliierte Flugzeuge geschossen haben. Der Hintergrund: Nach dem Rückzug des Afrika-Korps und der Niederlage in Stalingrad ist die Personaldecke der Wehrmacht ausgedünnt.

Hinter den Kulissen streiten die Nazis darüber, ob man zum Ausgleich des Engpasses auch 15-jährige Kinder an die Kanonen stellen soll. Das Erziehungsministerium und der NSDAP-Reichsleiter Martin Bormann lehnen das ab. Propaganda-Chef Joseph Goebbels und Reichsmarschall Hermann Göring sind dafür. Am Ende entscheidet Adolf Hitler. Er schickt Realschüler und Gymnasiasten an die "Heimatfront" - damit 120.000 erwachsene Soldaten die Lücken an der Ostfront auffüllen können.

Vier Wochen Grundausbildung

Die ersten Flakhelfer rücken am 15. Februar 1943 ein - drei Tage bevor Goebbels in seiner Sportpalast-Rede den "totalen Krieg" ausruft. Die Schüler gelten als effektive Soldaten, intelligent und einsatzfreudig. Die vorgeschriebenen 18 Stunden Unterricht pro Woche fallen meist aus. Als einzige Fremdsprache gibt es ohnehin nur Latein. Stattdessen beherrschen die Flakhelfer schnell Radar und Ballistik.

Nach rund vier Wochen Grundausbildung werden die Jugendlichen meist selbst an der Waffe eingesetzt. Später werden auch Mädchen als Nachrichten-Helferinnen herangezogen. Zudem bedienen und reparieren die so genannten Blitzmädel Suchscheinwerfer, mit denen sie nachts feindliche Bomber für den Abschuss anleuchten.

"Dann hörten wir das Rauschen"

Im Kampf werden viele Jugendliche traumatisiert. Tiefflieger rasen über die Flak-Stellung. Gewaltige Bomberformationen greifen bald auch tagsüber an: "Dann kamen sie wie Kraniche, in einer Formation in etwa 7.000 Meter Höhe, die fliegenden Festungen, wie sie genannt wurden", erinnert sich Johannes Heising, der als Flakhelfer 1943 den großen Bomber-Angriff auf Münster erlebt. "Und dann hörten wir das Rauschen der Bomben, die Detonationen, wir sahen Rauch." Wird eine Flakstellung von Bomben getroffen, gibt es kaum eine Überlebenschance. Ganze Schulklassen werden ausgelöscht. Wie viele Flakhelfer insgesamt getötet werden, ist nicht bekannt.

Stand: 15.02.2008