03. Dezember 2004 - Vor 110 Jahren: Robert Louis Stevenson stirbt

Der schottische "Tusitala" von Samoa

Am späten Nachmittag des 3. Dezember 1894 steht Robert Louis Stevenson auf der Veranda seines Hauses auf der Südseeinsel Upolu, der zweitgrößten der acht Samoa-Inseln im Pazifik. Er hat gerade für das Abendessen eine Flasche Burgunder aus dem Keller geholt. Plötzlich nimmt er seinen Kopf in beide Hände, sackt zu Boden und verliert das Bewusstsein - Gehirnblutung. Kurz nach acht Uhr stirbt er, 44 Jahre alt, in den Armen seiner Ehefrau Fanny. In seinem kurzen Leben hat der schottische Schriftsteller fast zweihundert Essays, je sechs Gedichtbände und Reisebücher, vier Schauspiele, zwanzig Südsee-Fabeln, zwei Dutzend Novellen und zwölf Romane verfasst - darunter ein paar Klassiker der Weltliteratur: "Die Schatzinsel", "Dr. Jekyll und Mr. Hyde", "Der Leichendieb" und "David Balfour".Geboren wird Robert Louis Stevenson am 13. November 1850 in Edinburgh. Er wächst als Einzelkind in einem frommen Elternhaus auf. Sein Vater ist ein international bekannter Leuchtturm-Konstrukteur. Mit acht Jahren beginnt Robert zu kränkeln, leidet unter Bronchitis. Nach dem Gymnasium studiert er zunächst Maschinenbau, dann Jura. Mit 21 opponiert er gegen die gesellschaftlichen Konventionen und bezeichnet sich als "hitzköpfigen Sozialisten". Für seinen Vater ist er ein "grässlicher Atheist". 1873 kommt es zum Zerwürfnis. Zur gleichen Zeit diagnostiziert der Hausarzt bei dem 23-Jährigen Tuberkulose und verordnet ihm milderes Klima.

Damit beginnt für Stevenson ein Leben als Nomade und als Schriftsteller. Er ist ständig auf Reisen - in Frankreich, der Schweiz, in den USA. Im März 1880 bricht die Tuberkulose aus, mit Blutauswürfen, hohem Fieber und quälendem Husten. Stevenson schreibt dennoch unermüdlich weiter. Zehn Jahre später lässt er sich in Samoa nieder. Das tropische Seeklima tut ihm gut. Sein Landsitz "Vailima" liegt am Fuß eines Urwaldberges. Als sich Großbritannien, die USA und Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts darum streiten, wer Samoa als Kolonie bekommen soll, plädiert Stevenson für die Unabhängigkeit. Die Samoaner nennen ihn "Tusitala", den Geschichtenerzähler. Beerdigt wird er wie ein Stammes-Häuptling auf einem Hügel in der Nähe seines Hauses, das heute als Museum zu Samoas größter Touristenattraktion geworden ist. In der Haus-Bibliothek stehen die Erstausgaben all seiner Werke in insgesamt 27 Sprachen.

Stand: 03.12.04