Stichtag

01. Oktober 2008 - Vor 100 Jahren: Das erste T-Modell von Ford wird ausgeliefert

Der "Ford T" ist der erste Volkswagen der Welt. Bis 1927 werden über 15 Millionen Exemplare gebaut - ein Rekord, den erst der VW Käfer 1972 übertrifft. Am Anfang des Erfolges steht eine Ankündigung des amerikanischen Farmerssohnes Henry Ford. Er will keinen Luxuswagen für die Reichen produzieren, sondern ein Auto für jedermann: "Es wird groß genug für die Familie sein und dabei klein genug, um es schnell fahren und instand halten zu können." Ford ist ein Tüftler. Er entwickelt eine Möglichkeit, Vanadium-Stahl für Motoren einzusetzen - den damals härtesten Stahl. Dort, wo es nötig ist, achtet Ford auf Qualität. Getriebe und Bremsen liegen nicht - wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich - offen, sondern sind zum Schutz mit Stahlkapseln umschlossen. Das erste T-Modell wird am 1. Oktober 1908 von der "Ford Motor Company" in Detroit ausgeliefert. Der Wagen wird schnell populär: "Tin Lizzy" ("Blech-Liesel") ist groß, robust, mit 20 PS stark genug und leicht zu reparieren. Schon im ersten Jahr werden über 10.000 Exemplare verkauft.

Aber billig ist das T-Modell noch nicht. Ford will deshalb die Produktionskosten senken. In den Schlachthöfen Detroits sieht er, wie Rinderhälften an Ketten aufgehängt von Schlachter zu Schlachter transportiert werden. Jeder von ihnen führt nur wenige Handgriffe aus. Daraufhin führt Ford 1913 als erster das Fließband in der Autofertigung ein: "Wenn man zehn Schritte am Tag für jeden der 12.000 Angestellten einspart, so spart man 50 Meilen an überflüssigen Gängen und verschenkter Energie." Über zwölf Stunden hat es zuvor gedauert, bis ein Wagen fertig war, nun sind es nur noch eineinhalb. Die Beschäftigten werden Teil einer großen Maschinerie: "Ihr Kettensystem ist ein Sklaventreiber, Mr. Ford. Wenn mein Mann von der Arbeit nach Hause kommt, ist er so erledigt, dass er nicht mehr Abendbrot essen kann", schreibt die Frau eines Ford-Arbeiters.

Viele Arbeiter kündigen und neue sind 1914 schwer zu finden, weil die US-Wirtschaft boomt. Henry Ford verdoppelt den Lohn auf fünf Dollar pro Tag. Er verkürzt die Arbeitszeit und stellt Ungelernte ein. Der Preis für das T-Modell halbiert sich. Selbst Ford-Arbeiter können sich nun ein Auto leisten. Die "Ford Motor Company" wird weltweit zur Nummer eins der Autoindustrie. Fast 20 Jahre lang ändert sich am "Ford T" kaum etwas. Es werden zwar Varianten wie etwa ein Pickup und ein kleiner geschlossener Lkw gebaut. Aber Henry Ford ist überzeugt, dass er den ultimativen Wagen entwickelt hat. Doch die Konkurrenz überholt ihn. Deren Autos sind mittlerweile bequemer, stärker und haben ein moderneres Design. Erst als die Umsätze rapide einbrechen, lenkt Ford ein. 1927 läuft das letzte T-Modell vom Band.

Stand: 01.10.08