Stichtag

16. Mai 2008 - Vor 75 Jahren: Das Autokino wird patentiert

In Gravenbruch bei Frankfurt ist die letzte Reihe die beliebteste. Im ersten Autokino Deutschlands tummeln sich in den sechziger Jahren die Pärchen möglichst weit ab der 15 Meter hohen und 36 Meter breiten Leinwand. Nachdem der Heizlüfter hereingeholt und neben dem Gaspedal platziert ist, wird der Film auf den billigen Plätzen meist zur Nebensache. "Die Liegesitze waren schon runtergelegt", erinnert sich ein Besucherpaar von damals. "Vor allem links und rechts hat man dann natürlich auch ein bisschen geguckt: Tun die auch was, tun die auch was?"

In den USA gibt es die "Love Lane", in der junge Paare unbeobachtet von ihren Eltern und den anderen Kinobesuchern knutschen können, schon früher - auch wenn es dem Erfinder Richard Milton Hollingshead  wohl eher darum ging, möglichst vielen Autofahrern ein kommerzielles Filmvergnügen zu verschaffen. Am 16. Mai 1933 lässt sich Hollingshead sein Open Air Drive In Kino  patentieren. Schon einen Monat später eröffnet er mit dem "Camden-Drive" in New Jersey das erste Autokino der Welt: Auf speziellen Rampen werden die Fahrzeuge vorne höher gestellt, damit die Insassen auf den 600 Stellplätzen besser sehen können. In den fünfziger Jahren gibt es in den USA über 4.000 Open-Air-Kinos dieser Art. Erst der Videoboom der achtziger Jahre macht dem Trend ein Ende.

In Deutschland wird Hollingsheads Idee erst rund 30 Jahre später Kult, dann aber richtig. In Gravenbruch etwa zählt der Veranstalter in den ersten fünf Monaten nach der Eröffnung 1960 rund 250.000 Besucher. Mit dem Autokino kommt auch die amerikanische Fastfood -Kultur über den Atlantik. "Der Imbiss war sehr entscheidend", betont Filmvorführer Ernst Schneider aus Gravenbruch. "Wir haben in unserem Autokino  Hamburger  angeboten, da gab es noch keinen Mac Donald's oder Burger King. Bei uns kamen die Leute im Prinzip nur wegen der Hamburger."

Stand: 16.05.08