Stichtag

03. Mai 2008 - Vor 75 Jahren: Soul-Legende James Brown wird geboren

Gäbe es ein Copyright auf theatralische Showinszenierungen und ekstatische Bewegungselemente, Größen wie Jagger, Jackson, Prince und Mercury hätten reichlich Tantiemen abdrücken müssen - an ihn, James Brown, den "Soul Brother No. 1", "hardest working man in showbusiness", an "Mr. Dynamite", an den "Godfather of Soul". Großspurige Ehrentitel hat sich die Sex-Maschine der schwarzen Musik immer gern auch selbst verliehen, aber verdient hat er sie alle. Denn ganz gleich, ob er in seiner 50-jährigen Karriere oben oder unten war - und es ist schwer zu sagen, wo er mehr Zeit verbracht hat - James Browns Einfluss auf sämtliche Popmusik-Stile des letzten halben Jahrhunderts ist unbestritten.

Bis kurz vor seinem Tod am Weihnachtsabend 2006 gibt die Soul-Legende auf der ganzen Welt Konzerte. Und selbst wenn er seinen berühmten Spagat zuletzt nur noch andeuten kann, so schafft es James Brown doch auch mit über 70 noch mühelos, sein eigenes Klischee zu überragen. Wie es sich für eine echte amerikanische "vom Tellerwäscher zum Millionär"-Karriere gehört, beginnt Browns kurvenreicher Lebensweg am 3. Mai 1933 in einer windschiefen Waldhütte in Barnwell, South Carolina. Mit vier Jahren kommt er in die Obhut von Tante Handsome, die ihr Geld mit leichten Mädchen und illegalem Whiskey verdient. Schon damals fällt James durch eine große Klappe, noch größere Musikalität sowie einen fatalen Hang zu Temperamentsausbrüchen und krummen Sachen auf. Als ihm 1956 mit "Please, please, please" sein erster Hit gelingt, hat James Brown als Autoknacker bereits drei Jahre Knast hinter sich.

Schlag auf Schlag gelingen dem Soul-Sänger mit dem energisch aufpeitschenden Gesangsstil weitere Hits. Sein "Say it loud, I'm black and I'm proud" spiegelt das neu entstehende Selbstbewusstsein der schwarzen US-Bürger. Widersprüchlich wie so vieles an James Brown ist sein Einsatz für Präsident Richard Nixon und den Krieg in Vietnam. Anfang der 70er Jahre lässt die Discowelle seine Plattenumsätze sinken und Brown, inzwischen Vater von fünf Kindern, sitzen die Steuerfahnder im Genick. Nach einem Zwischenhoch durch seinen Auftritt im Film " Blues Brothers" und einem Grammy für die Musik zu "Rocky IV" bringt ihn sein ungezügeltes Temperament richtig in die Bredouille: Wegen illegalen Waffenbesitzes, Gewalt gegen seine Frau und Drogendelikten wird James Brown zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Doch der gefallene Superstar findet gnädige Richter. 1992 wird er vorzeitig entlassen und kehrt, inzwischen völlig ruiniert, sofort auf die Bühne zurück. Im Winter 2006 fällt bei einem Zahnarztbesuch Browns katastrophaler Gesundheitszustand auf - zu spät. Am 24. Dezember 2006 erliegt der "Godfather of Soul" in Atlanta, Georgia einer Lungenentzündung. 

Stand: 03.05.08