Stichtag

24. Juni 2008 - Vor 60 Jahren: Die Berlin-Blockade beginnt

In der Nacht zum 24. Juni 1948 gehen in West-Berlin die Lichter aus. 2,3 Millionen Menschen sitzen im Dunkeln. Die sowjetischen Alliierten haben ohne Vorwarnung die Stromversorgung unterbrochen. Im Laufe der nächsten Stunden sperren sie sämtliche Land- und Wasserwege von Westdeutschland zur Hauptstadt. West-Berlin wird zur Insel. Kein Zug, kein Schiff und kein Laster kann sie mehr beliefern.

Die Berlin-Blockade ist die Folge eines Konflikts zwischen den westlichen Alliierten und der Sowjetunion, der sich in den letzten Monaten zugespitzt hat. Die Blöcke liegen ideologisch zu weit auseinander, um sich über eine gemeinsame Zukunft Deutschlands zu einigen. Aus Protest gegen den Beschluss der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz, einen westdeutschen Bundesstaat zu gründen, verlässt die sowjetische Delegation am 20. März 1948 den Alliierten Kontrollrat. Damit endet die gemeinsame Verwaltung Deutschlands durch die vier Siegermächte. Am 20. Juni 1948 führen die westlichen Alliierten in ihren Besatzungszonen die neue West-Mark ein. Drei Tage später zieht die sowjetische Militärverwaltung mit der Ostmark nach. Als die Westmächte ihre Währungsreform auch auf ihre Berliner Sektoren ausdehnen, blockieren die Sowjets den Westteil der Stadt. "Unmenschlich, brutal", urteilt der amerikanische Stadtkommandant Frank Howley. Mit einer Hungersnot der Berliner solle der Rückzug der Alliierten erzwungen werden.

Doch für US-Militärgouverneur Lucius Clay kommt ein Zurückweichen der Westmächte nicht in Frage. Denn das wäre ein Widerspruch zur amerikanischen "Truman-Doktrin", die den Kommunismus möglichst eindämmen will. Die Alliierten organisieren deshalb eine Luftbrücke. Binnen zwei Tagen landen die ersten Flugzeuge auf dem Flughafen Tempelhof. Neben den Amerikanern beteiligen sich auch Briten, Kanadier, Australier und andere Nationen. Berlin wird mit Kohle, Lebensmittel und Medikamenten versorgt. Zu Spitzenzeiten landen die Maschinen alle 70 bis 90 Sekunden in Tempelhof, Gatow und Tegel. US-Pilot Gail Halverson kommt auf die Idee, aus alten Fallschirmen Mini-Fallschirme zu bauen, die er während des Anflugs abwirft. Daran angebracht sind Süßigkeiten für Kinder und Jugendliche, die den Flugbetrieb beobachten. So entsteht die Bezeichnung Rosinenbomber. Bald beteiligen sich alle Air-Force-Piloten an der "Operation Little Vittles" ("Operation kleine Verpflegung"). Während der Blockade liefert die amerikanische Hilfsorganisation "Care" täglich mehr als 1.000 "Care "-Pakete nach Berlin. Der Widerstand lohnt sich: Nach einer Vereinbarung der Westmächte mit der Sowjetunion hebt die militärische Militärverwaltung in Ost-Berlin die Blockade am 12. Mai 1949 auf. Insgesamt 2,3 Millionen Tonnen Fracht sind bis dahin über den Luftweg nach Berlin gebracht worden. Rund 280.000 Flüge waren dafür notwendig.

Stand: 24.06.08