Stichtag

04. Mai 2007 - Vor 30 Jahren: Die "Sex Pistols" prägen den Begriff "No future"

An einer dicken Eisenkette baumelt ein Vorhängeschloss um den sehnigen Hals. An den Handgelenken blitzen spitze Stahlnieten auf breiten Lederbändern. Den Wodka trinkt Sid Vicious gleich aus der Flasche. Der 19-Jährige ist aggressiv, schnoddrig, gewaltbereit. Wenn der Bassist der "Sex Pistols " auf der Bühne steht, spuckt er, genauso wie sein Kumpel Johnny Rotten, schon mal ins Publikum. Sid ist alles andere als ein begnadeter Musiker. Aber für die Gruppe, die der Punk-Bewegung nicht nur im Großbritannien der späten siebziger Jahre ihre Idole und Ideale gibt, ist er das perfekte Aushängeschild.

Im Mai 1977 veröffentlichen die "Sex Pistols" passend zum Thronjubiläum von Queen Elisabeth II. die Single "God save the Queen". Was wie eine harmlose Hymne an die beliebte britische Königin klingt, ist in Wahrheit ein schräger Abgesang auf die Monarchie. "No future, no fun" heißt es darin über die Aussichten jener Punk-Generation, die in einem Land der Massenarbeitslosigkeit und Inflation aufwächst. Die Single löst einen Ansturm der Entrüstung aus. Als die Gruppe auf einem Boot namens "Queen Elisabeth" auf einer provisorischen Bühne ein Konzert vor Fans  und Journalisten gibt, wird sie von Polizeibooten eingekreist. Die meisten Passagiere werden festgenommen, die Band flüchtet über die Hintertreppe. Die großen Radiostationen weigern sich, "God save the Queen" zu spielen, die Boulevardpresse startet eine Hetzjagd.

Der von "Sex Pistols"-Manager  Malcolm Mc Laren eingefädelte Coup  mit dem provozierenden Konzert gelingt: Der Queen-Song der "Sex Pistols" erobert die Top Ten der Hitparaden. "Im ganzen Land, wenn man die Charts an der Wand sah, dann war da eine schwarze Stelle bei der Nummer eins", wird sich Mc Laren später erinnern. Vor allem mit ihrem "No future" geben die "Sex Pistols" dem Punk sein Motto. Noch heute gehört ein "No future!"-Logo neben den bunten Stachelhaaren zur Kleiderordnung.

Stand: 04.05.07