Stichtag

10. Mai 2007 - Vor 255 Jahren: Erste Vorführung eines "Blitzableiters" in Europa

Bis ins 18. Jahrhundert schleudern die Götter in unbändigem Zorn die Blitze auf die nichtswürdigen Menschen hinab. So glauben es die Zeitgenossen des französischen Naturforschers Thomas-François Dalibard. Dalibard hingegen glaubt an die Wunder der Elektrizität. Er will den Mythos vom Blitz entzaubern. Um ihn auf den Boden der Tatsachen zu verfrachten, muss er zunächst den Blitz vom Himmel holen.

Nördlich von Paris lässt Dalibard deshalb eine lange Eisenstange ohne Bodenkontakt aus einem Unterstand in den Gewitterhimmel ragen. Es ist ein echtes Himmelfahrtskommando. Denn die Spannung zwischen Boden und Wolke vor einer Entladung kann 100 Millionen Volt erreichen. Glücklicherweise ist weder Dalibard noch einer seiner Mitarbeiter im Unterstand, als am 10. Mai 1752 ein Blitz in seine Eisenstange kracht. Trotzdem wird das Experiment ein sensationeller Erfolg. Was göttlich schien, ist profane Elektrizität.

Geerdet, so behauptet Dalibard, könne seine Stange sogar die größten Städte vor gefährlichen Blitzen bewahren: "Man braucht vielleicht nicht einmal hundert solcher Eisenstangen in den verschiedenen Vierteln und an den höchsten Punkten aufstellen, um ganz Paris vor Blitzen zu schützen", triumphiert der Entdecker. Den Ruhm der Erfindung aber streicht ein anderer ein: Der Selfmademan aus den englischen Kolonien Amerikas, der Politiker, Forscher und Satiriker Benjamin Franklin führt den Blitzableiter zur Marktreife. "Sein" Blitzableiter ist das einzige elektrische Gerät, das bis heute praktisch unverändert in Gebrauch ist.

Stand: 10.05.07