Stichtag

13. Juni 2007 - Vor 110 Jahren: Paavo Nurmi wird geboren

24 Weltrekorde, neun Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen bei drei olympischen Spielen - Paavo Nurmi gehört zu den erfolgreichsten Lang- und Mittelstreckenläufern der Welt. Der finnische Leichtathlet trainiert als einer der ersten unter professionellen Bedingungen. Er gilt als Mitbegründer des systematischen Intervalltrainings, bei dem sich Tempoläufe und kurze Entspannungsphasen abwechseln. Nurmi läuft mit der Stoppuhr in der Hand - auch im Wettkampf. So kann er sein Tempo optimal dosieren. Auf diese Weise sorgt er in den USA 1925 mit einer Siegesserie für Schlagzeilen: Er gewinnt 51 der 52 Rennen. Über seine Erfolge scheint sich Nurmi allerdings nicht freuen zu können: Mit versteinerter Miene verlässt er jedes Mal das Stadion und meidet dabei jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit.

Geboren wird Paavo Nurmi am 13. Juni 1897 im finnischen Loimaa. Da sein Vater früh stirbt, muss er als ältestes Kind Geld verdienen, um seine Mutter und die drei Geschwister mit durchzubringen. Als 12-Jähriger macht er Botendienste, später arbeitet er in einer Gießerei. Fürs Laufen bleibt ihm wenig Zeit. Dennoch soll er sich in den finnischen Wäldern - so die Legende - Ausdauer und Tempohärte geholt haben. Als er 1919 zum Wehrdienst einberufen wird, beginnt er systematisch zu trainieren. Ein Jahr später wird er bereits für die Olympischen Spiele in Antwerpen nominiert. Seine Leistungen machen ihn zur nationalen Symbolfigur. Stadien, Plätze, Straßen und Schulen werden nach ihm benannt.

1932 will Nurmi bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Goldmedaille im Marathonlauf holen. Doch dort darf er nicht antreten. Nach seiner Anreise wird er vom internationalen Leichtathletikverband gesperrt. Er soll verbotene Startgelder als Spesenrechnungen deklariert und so gegen den Amateurstatus verstoßen haben. Nach dem Startverbot zieht er sich vom Sport weitgehend zurück und beginnt eine zweite erfolgreiche Karriere als Geschäftsmann. Nur einmal tritt Nurmi wieder ins Rampenlicht: Er entzündet 1952 das olympische Feuer bei den Spielen in Helsinki. Ein späte Ehre, die aber nichts daran ändert, dass Nurmi ein mürrischer, einsamer alter Mann wird. Ein Jahr vor seinem Tod am 2. Oktober 1973, bereits halbseitig gelähmt und fast blind, zieht er eine bittere Bilanz: "Ich war ein idiotischer Nichtsmacher. Sinn macht nur, was Jahrhunderte hält. Sport hält nicht."

Stand: 13.06.07