Stichtag

23. November 2007 - Vor 1.095 Jahren: Geburtstag von Kaiser Otto I.

Seit wann sind die Deutschen eigentlich deutsch? Lange Zeit steht in den Geschichtsbüchern: seit Otto dem Großen, dem ersten deutschen Kaiser. Ein Volk, ein Reich, ein Kaiser - kein Wunder, dass gerade Historiker zur Nazizeit den Sachsen-Herzog im Jahr 1936, pünktlich zur Tausendjahr-Feier seiner Königserhebung, zum Stammvater des deutschen Volkes hochjubeln. Johannes Laudage, Düsseldorfer Professor für Mediävistik und Autor einer maßgeblichen Otto-Biografie, stellt dagegen klar: Ein deutsches Nationalbewusstsein war den verschiedenen Stämmen des zerfallenen Reichs von Karl dem Großen absolut unbekannt. Und doch beginnt mit Otto aus dem Geschlecht der Liudolfinger ein neues Zeitalter europäischer Geschichte, nämlich die Wiedergeburt des untergegangenen Cäsarentums, die Neubegründung des Heiligen Römischen Reichs.

Über Ottos frühe Jahre ist so gut wie nichts bekannt; lediglich seine Geburt am 23. November 912 in Wallhausen (heute Sachsen-Anhalt) gilt als gesichert. In die Geschichte tritt der Sohn von Heinrich der Vogler, erst 936 ein, als er in Aachen zum König des ostfränkischen Reichs gekrönt wird. Fortan zieht Otto I. als Nomade mit Gefolge und Klappthron durch die Lande, denn nur durch persönliche Anwesenheit in allen Reichsteilen kann er seine Herrschaft durchsetzen. Zunächst bricht Otto die Macht des Reichsadels und schlägt die Herrschaftsansprüche diverser Familienmitglieder nieder. 952 erwirbt er durch einen Feldzug jenseits der Alpen die Herrschaft über das Regnum Italiae. Seine hinzu gewonnene Macht sichert Otto ab durch die Heirat mit Adelheid, der Witwe des verstorbenen Königs von Italien.

Krieg ist der Normalzustand während Ottos Regierungszeit und Otto ist ein überaus erfolgreicher Krieger. Seinen größten Sieg erringt er über die Ungarn, die seit Jahrzehnten überfallartig das Reichsgebiet heimsuchen. Trotz immenser zahlenmäßiger Überlegenheit werden die Reiter-Horden am 10. August 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg vom königlichen Heer vernichtend geschlagen. Dieser Sieg über die heidnischen Ungarn versetzt Otto als Verteidiger des Glaubens in die Position, sich 962 von Papst Johannes XII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (noch ohne den Zusatz "deutscher Nation") krönen zu lassen. Kurz vor seinem Tod gelingt es Otto - erneut durch eine klug eingefädelte Hochzeit -, den Kaisertitel auch außenpolitisch abzusichern: Er verheiratet seinen Sohn und designierten Nachfolger Otto II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu und erreicht so die Anerkennung durch den oströmischen Kaiser in Byzanz. Von schwerer Krankheit gezeichnet kehrt Otto I. in seine heimatliche Pfalz im sächsischen Memleben zurück und stirbt dort am 7. Mai 973. Seine letzte Ruhe findet der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reichs im Dom von Magdeburg.

Stand: 23.11.07