Stichtag

21. August 2007 - Vor 815 Jahren: In Japan wird die Shogun-Herrschaft etabliert

Anfangs heißen sie einfach "Dienstmänner": Die Samurai sind niedere Gefolgsleute der Adligen am Hof des Tenno, des japanischen Kaisers in Kyoto. Sie treiben Steuern ein und vertreten die Obrigkeit in den Provinzen. Von dort aus übernehmen sie im 12. Jahrhundert allmählich die Macht - zunächst, indem ihre Großfamilien auf dem Land um die Vorherrschaft kämpfen. Denn hier dürfen nur sie die schärfsten Waffen der Zeit tragen: ein Lang- und ein Kurzschwert, die Statussymbole der japanischen Ritter.Aus den Ritterfehden geht zunächst der Taira-Clan siegreich hervor. Im Jahr 1159 schlägt er die Konkurrenz, die Familie Minamoto. Es geht in Japan ungefähr so zu wie zur gleiche Zeit im europäischen Mittelalter: Die abhängigen Bauern arbeiten, die Ritter kämpfen - am liebsten im ehrenvollen Zweikampf. Dabei entsteht der strenge Kodex der Samurai, den Jahrhunderte später der Mönch Yamamoto Tsunetomo im Buch Hagakura aufzeichnen wird. "Falls Du in der Schlacht fällst, solltest Du darauf bedacht sein, im Moment des Todes dem Gegner in die Augen zu schauen", heißt es da. Und auch das Seppuku oder Harakiri ist schon vorgesehen: Wer seine Ehre verloren hat, der schlitzt sich selbst den Bauch auf.

Herrschaft für 676 Jahre

Die Minamoto verlieren ihre Ehre nicht. 1185 schlägt ihr junger Führer Yoshitsune die Armee der Taira. Dann wird der letzte Konkurrenzkampf in der eigenen Familie ausgetragen: Yoshitsune wird von seinem älteren Bruder Yoritomo vertrieben und begeht den rituellen Selbstmord. Jetzt ist Yoritomo am Ziel: Am 21. August 1192 lässt er sich zum Sei Tai Shogun erklären, zum "Bezwinger der Barbaren". Damit ist Japan erstmals unter einer Macht geeint. Der Kaiser bleibt zwar das rituelle Staatsoberhaupt. Doch der siegreiche Samurai ist der eigentliche Machthaber im Reich. Der Shogun regiert nicht in Kyoto, sondern in Kamakura, in der Bucht von Tokio.

Die Shogun-Herrschaft erweist sich als äußerst stabil: Sie bleibt bis ins 19. Jahrhundert hinein bestehen, bis die USA Japan zur Öffnung seiner Häfen zwingen und die Anpassung an den Westen einleiten. Zu dieser Zeit ist das Rittertum der Samurai allerdings schon längst verfallen. Die Samurai sind oft verarmt, ein überholter Adel, der im Schatten der Kaufleute und Unternehmer steht. 1868 wird Tokugawa Yoshinobu, der letzte Shoghun gestürzt. Die neue bürgerliche Regierung unter dem Tenno verbietet den Samurai ihre Statussymbole. So verschwinden auch die zwei Schwerter.

Stand: 21.08.07