Stichtag

2. Juli 1922 - Geburtstag von Modeschöpfer Pierre Cardin

Als 1961 der Russe Yuri Gagarin als erster Mensch ins All fliegt, greift auch Pierre Cardin nach den Sternen. Inspiriert von der grassierenden Weltraum-Euphorie entwirft der Pariser Couturier die "Collection Cosmos": Kleider so futuristisch wie Flugobjekte und Hüte, die Kosmonautenhauben gleichen. Schon damals eilt Cardin der Ruf eines "Enfant terrible" voraus. Seit er zwei Jahre zuvor als erster Haute-Couture-Schneider eine Pret-à-Porter-Kollektion herausgebracht hat, gilt der Dior-Schüler unter seinesgleichen als Unperson. Doch der Avantgardist lässt sich nicht beirren. Provokant verarbeitet er Stoßstangen-Blech zu Cocktail-Kleidern und entdeckt den Mann als Mannequin: Selbst die Beatles tragen Cardins hoch geknöpfte Sakkos mit Mao-Stehkragen. 

Eigentlich hat der am 2. Juli 1922 bei Venedig geborene Pietro Cardini ja Tänzer werden wollen. Doch für solche Extravaganzen reicht das Geld des in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Weinhändler-Sohns nicht. Zusammen mit seiner Familie wandert er nach Frankreich aus, verwandelt Pietro Cardini in Pierre Cardin und macht in Vichy eine Lehre als Herrenschneider. Nach Kriegsende entdeckt der junge Mann mit großen Ambitionen Paris - und Paris entdeckt ihn. Im Atelier des Modezaren Christian Dior darf der dandyhafte Exzentriker erstmals seine große Begabung austoben. 1947 kreiert Cardin den New Look, mit dem Dior zum Inbegriff der Avantgarde in der Modewelt aufsteigt. Nur drei Jahre später gründet der umschwärmte Jung-Star sein eigenes Atelier.

Schritt für Schritt baut Cardin sein elitäres Modehaus zum weltweit agierenden Fashion -Imperium aus. Weder kalter Krieg noch eiserner Vorhang können seinen Geschäftseifer bremsen. 1963 lässt er 200 Mannequins über den Roten Platz in Moskau defilieren. Haute Couture und Kommerz sind für Cardin kein Widerspruch. Nicht nur, dass er seine edlen Entwürfe zu erschwinglichen Preisen im Kaufhaus verkauft, er vermarktet seinen guten Namen auch so gnadenlos wie kein anderer Modeschöpfer. Rasierwasser und Regenschirme, Seife und Socken, Marmelade und Mokassins - kaum ein Produkt, das es nicht unter dem Label "Pierre Cardin" zu kaufen gibt. Heute produzieren etwa 200.000 Mitarbeiter weltweit rund 800 verschiedene Artikel mit dem prestigeträchtigen Schriftzug.  

Stand: 02.07.07