Stichtag

11. April 2007 - Vor fünf Jahren: Terroranschlag auf Djerba

An den 11. April 2002 kann sich Michael Esper noch sehr gut erinnern. Mit einem deutschen Reiseveranstalter ist der Familienvater aus Bergkamen bei Dortmund auf die tunesische Touristeninsel Djerba gekommen. Auf dem Besuchsprogramm steht auch die Besichtigung einer Synagoge. Esper hat sich eine Kippa aufgesetzt und bereits im Vorraum Platz genommen, da will sein dreijähriger Sohn Adrian auch so eine Kopfbedeckung wie der Vater haben. Esper geht zum Eingang zurück und wird von der Wucht einer Explosion zu Boden geschleudert. Dann sieht er seinen Sohn schreiend in den Flammen stehen. Adrian überlebt, aber 50 Prozent seiner Haut verbrennen. "Das sind so Bilder, die sich bei mir einfach festgebrannt haben", wird Esper später sagen: Bilder, "die ich wahrscheinlich auch in meinem ganzen Leben nie vergessen werde".

Unfall in der Kurve?

Offiziell sprechen die tunesischen Behörden zunächst von einem Unfall. Ein mit Gasbehältern beladener LKW sei in der Kurve vor der Synagoge ins Schleudern geraten und explodiert. Allerdings gibt es vor dem jüdischen Gotteshaus gar keine Kurve. Und dann veröffentlicht eine arabische Zeitung ein Bekennerschreiben der Terrororganisation Al Kaida, das den 24-jährigen Fremdenführer Nisar Nouar als "Schwert des Islam" und terroristischen Vollstrecker im Namen des Heiligen Krieges preist. Jetzt ist klar, dass die Explosion auf islamistische Fundamentalisten zurückzuführen ist. 2005 wird ein Onkel des Selbstmordattentäters wegen Mittäterschaft zu 20 Jahren Haft verurteilt, ein deutscher Mitwisser wird verhaftet. Für Esper ist das kein Trost. Denn "die terroristischen Attentate, die hören ja gar nicht auf, die nehmen ja gar kein Ende!" Esper gründet den "Deutschen Opferschutzbund Djerba e.V.". Er soll bei neuen Attentaten praktische Hilfe im Notfall und bessere Betreuung der Opfer garantieren.

Zurück in Dortmund verklagt Michael Vesper den Reiseveranstalter wegen mangelnder Informationen vor der Attentatsgefahr auf Djerba. Die Klage wird abgewiesen. Begründung des Gerichts: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 müsse sich jedermann über die Allgegenwart politisch motivierter Gewalt im Klaren sein.

Stand: 11.04.07