Stichtag

14. September 2007 - Vor 700 Jahren: Haftbefehle gegen die Templer

Es ist eine gut organisierte Staatsaktion: Am 14. September 1307 verschickt der französische König Philipp IV. geheime, versiegelte Briefe an alle Polizeipräfekten des Landes. Erst am 13. Oktober, zu festgesetzter Stunde sollen sie das Schreiben öffnen. Darin erhalten sie den Befehl, alle Angehörigen des Ordens der Templer zu verhaften und ihre Güter zu beschlagnahmen. Die Templer seien der Ketzerei und der Unzucht überführt.

Der Coup gelingt: Fast alle Templer gehen ahnungslos ins Netz, allein 138 in Paris, insgesamt 546 in Frankreich. Der Vorgang ist eine Ungeheuerlichkeit, denn eigentlich darf nur die Kirche Ketzer-Prozesse beginnen. Papst Clemens V. protestiert denn auch in einem Schreiben an Philipp: "Euer überstürztes Vorgehen ist eine Beleidigung gegen uns und die römische Kirche." Aber bei dem Schreiben bleibt es. Clemens hat Angst, denn sein Vorgänger Bonifaz VIII. wurde von Philipp zunächst der Ketzerei beschuldigt und dann durch ein Attentat tödlich verletzt. Philipp, genannt der Schöne, bekannt für sein langes blondes Haar und seine kalten Augen, zeigt, wer in Europa das Sagen hat.

Die verhafteten Templer werden verhört und der fürchterlichsten Folter unterzogen. Innerhalb weniger Wochen gestehen sie die unglaublichsten Verbrechen. Im Orden wird angeblich das Kreuz bespuckt und Homosexualität verordnet. Das Templer-Siegel - zwei Reiter auf einem Pferd - bedeute Unzucht, nicht Brüderlichkeit. Der Orden sei ein gefährlicher Geheimbund. Tatsächlich unterhalten die Templer, 1118 zum Schutz der Pilger ins Heilige Land gegründet, ein Netzwerk in ganz Europa, sind reich und einflussreich. Seit dem Fall der Festung Akko 1291 und dem Ende der Kreuzzüge haben sie ihre eigentliche Aufgabe verloren. Aber die Mönche mit Ritter-Rüstung verstehen sich als heilige Elite. Sie waren arrogant genug, Philipps Gesuch um Aufnahme in den Orden abzulehnen. Jetzt nimmt der König schreckliche Rache.

Im August 1309 unternimmt der Papst noch einen Versuch, das Verfahren an sich zu ziehen. 1311 beruft er ein Konzil nach Vienne ein, auf dem die Unschuld der Templer festgestellt wird. Aber was Clemens unternimmt, bleibt Papier. 1312 beugt er sich Philipp und löst den Orden auf. 56 Templer werden zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Viele sind schon in der Haft gestorben oder haben sich das Leben genommen. Ihr Großmeister Jaques de Molay wird 1314 als einer der letzten verbrannt, mit über 70 Jahren. Auf dem Scheiterhaufen verflucht er König und Papst. Sein Hinrichtungstag fällt auf einen Freitag, den 13. - der seither als Unglückstag gilt. Die Krone bereichert sich am Besitz des Ordens. Aber Philipp stirbt ebenso wie Clemens noch im selben Jahr.

Stand: 14.09.07