Stichtag

18. Mai 2007 - Vor 165 Jahren: "Doppler-Effekt" wird entdeckt

Im Juni 1845 rast ein merkwürdiger Zug der Rhein-Eisenbahn mit Volldampf über die Schienen: Auf dem einzigen Waggon kämpft ein Trompeter mit dem Fahrtwind. Der Dampfdruck droht die Kessel fast zu sprengen, aber die beiden Lokführer sind gehalten, kräftig Kohlen nachzulegen. Die Strecke ist von Musikern gesäumt, die den Ton auf ihre Notenblätter übertragen müssen. Obwohl der Trompeter auf dem Zug immer denselben Ton spielt, stehen am Ende unterschiedliche Töne auf den Blättern.

"Das liegt am so genannten Doppler-Effekt", erläutert Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik an der Universität Dortmund. "Wenn sich eine Schallquelle auf uns zu bewegt, ist der Ton, der zu hören ist, höher. Und wenn sich die Schallquelle entfernt, ist er tiefer." Entdeckt wird der Effekt von seinem Namensgeber Christian Doppler, der 1803 in Salzburg geboren wurde. Dopplers Leben scheint zum Scheitern verurteilt: Für die Steinmetzwerkstatt der Familie fehlt ihm die Konstitution; als Buchhalter in einer Baumwollspinnerei wird er todunglücklich. Auch die Arbeit in den überfüllten Hörsälen am Polytechnischen Institut in Prag, an dem er später Mathematik und Physik unterrichtet, macht ihm zu schaffen. 1842 veröffentlicht Doppler sein Hauptwerk, das den Doppler-Effekt vorstellt. Heute dient dieser in der Akustik zur Erklärung für das Phänomen, dass sich ein und derselbe Ton etwa bei einem vorbei fahrenden Auto für einen Beobachter unterschiedlich hoch anhört - wegen der durch die Bewegung verursachten Stauchung der Schallwellen an der Auto-Front und ihrer Entzerrung an dessen Rückseite: Ein Meilenstein der Physikgeschichte.

Mit seinem Effekt versucht Doppler allerdings auch die unterschiedlichen Farben der Sterne zu erklären. Und wieder hat er Pech: Denn das Farbspektrum der Sterne folgt anderen optischen Gesetzen, die erst die Relativitätstheorie Albert Einsteins erklären wird. Doppler stirbt 1853 in Venedig an Tuberkulose.

Stand: 18.05.07