Stichtag

06. Juni 2007 - Vor 100 Jahren: Erste Zeitungsanzeige für "Persil"

Die Revolution in deutschen Waschküchen bricht nicht plötzlich aus - sie wird per Annonce angekündigt. Am 6. Juni 1907 erfahren die Leser der Düsseldorfer Zeitung: In allernächster Zeit kommt das neue Waschmittel "Persil" auf den Markt, mit dem man durch einmaliges Kochen ohne Mühe, ohne Reiben, blendend weiße Wäsche erzielt, dabei garantiert der Fabrikant die absolute Unschädlichkeit für die Wäsche. Vollständig ungefährlich bei beliebiger Anwendung.                             

Der Inserent, Unternehmer Fritz Henkel aus Düsseldorf, entwickelt und produziert zu diesem Zeitpunkt bereits seit 31 Jahren Waschmittel. Doch auch sein erfolgreichstes Produkt "Henkel's Bleich-Soda" konnte bislang nicht verhindern, dass jede Wäsche für die Hausfrau einen alle Kräfte fordernden, meist mehrtägigen Großeinsatz bedeutet. Mit "Persil", benannt nach seinen Hauptbestandteilen Perborat und Sil ikat, wird das anders. Mit dem magischen Pulver beginnt die Ära der "selbsttätigen" Weißmacher, deren waschaktive Substanzen den Hausfrauen einen Großteil der mühseligen Rubbelei am Waschbrett ersparen. Allerdings muss die Firma Henkel & Cie. enorme Reklameaktivitäten entwickeln, um ihre Kundinnen von den Vorzügen des neuen Produkts zu überzeugen.

Immerhin kostet ein halbes Pfund Persil 35 Pfennig und damit beinahe das Dreifache eines herkömmlichen Waschmittels. Fritz Henkel erweist sich als ideenreicher Werbestratege. Er investiert rund eine Million Mark pro Jahr in Zeitungsanzeigen, Städtereklame und auch ganz unkonventionelle Werbemethoden. Berühmt werden seine weiß gekleideten Männer, die mit weißen Persil-Sonnenschirmen durch belebte Einkaufstraßen flanieren und en passant  die Weltneuheit unter die Leute bringen. Flugzeuge schreiben "Persil" an den Himmel, und die später eingeführte "Dame in Weiß" gilt fast 40 Jahre lang als die personifizierte deutsche Reinheit. Der Millionenaufwand lohnt sich: Binnen kurzer Zeit etabliert sich die Marke Persil als Wunderwaffe der Waschfrau. Schnell in den Markt gespülte Trittbrettfahrer wie "Mach's allein", "Bleichin" oder "Fix und fertig" verschwinden ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind.

Stand: 06.06.07