Stichtag

17. April 1982: Proklamation einer kanadischen Verfassung

Am 17. April 1982 kommt Queen Elisabeth II. in die kanadische Hauptstadt Ottawa, um die ehemalige britische Kolonie in die Freiheit zu entlassen. Gemeinsam mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Pierre-Elliot Trudeau unterzeichnet sie die erste eigenständige Verfassung des Landes, bei der sie selbst nur noch formell als Staatsoberhaupt vorgesehen ist. Es sei eine prunkvolle Zeremonie gewesen, wird später ein Korrespondent der Londoner Times verkünden. Eine Zeremonie mit einem Schönheitsfehler: Die Vertreter der Provinz Quebec bleiben ihr demonstrativ fern.

Krieg mit Hilfe der Indianer

Die Queen nimmt diesen politischen Akt "mit Bedauern" zur Kenntnis. Ohne Quebec wäre Kanada nicht geworden, was es heute sei. Die ersten Siedler, die sich "les canadièns" nennen, sind die französischen Einwohner. Im 16. Jahrhundert erkunden die Pelzhändler das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und nehmen es als Neufrankreich in Besitz. Als die Kolonie expandiert, kommt es mit dem benachbarten Neuengland zum Konflikt, der mit Hilfe verbündeter Indianerstämme ausgetragen wird. Am Ende siegen die Briten und reorganisieren das Land.Die französischstämmigen Siedler werden nach Quebec verbannt. Zwar dürfen sie ihr Zivilrecht und ihre katholische Religion ausüben, aber Englisch wird Amtssprache. "Die Gesetze und das Wesen des nordamerikanischen Kontinents sind englisch", fasst ein Abgesandter aus London zusammen: "Um sie von dieser Minderwertigkeit zu befreien, wünsche ich, dass unsere Kanadier unser englisches Wesen annehmen." Die Frankokanadier müssen sich als Bürger zweiter Klasse fühlen. Erst in den sechziger Jahren wird Französisch zweite Amtssprache.

Der Text der neuen Verfassung von 1982 soll die Zwistigkeiten beenden. Er ist in englischer und französischer Sprache geschrieben und erklärt die Nation zu einer multikulturellen Einheit, in der es keinerlei rechtliche Unterschiede mehr geben soll. Trotzdem: Die Konflikte bleiben. "Wir sind mit einer Frau vergleichbar, die ihrem Ehemann sagt, mach mir nicht ständig Liebeserklärung, umarme mich nicht immer, sag mir lieber, dass du mich respektierst." So umschreibt ein Politologe der Universität Quebec das schwierige Verhältnis im nationalen Konflikt zwischen den Parteien aus frankokanadischer Sicht. So oder so feiern die Streithähne 2007 Silberhochzeit. Seit 25 Jahren rauft man sich zusammen. Offenbar ist es schrecklich, aber es geht.

Stand: 17.04.07