Stichtag

02. April 1982: Argentinien besetzt die Falkland-Inseln

Argentinien steht am Rand des Chaos. Seit 1976 von einer Militärjunta regiert, leidet das Land unter dem Terror von Todesschwadronen und einer desolaten Wirtschaft; die Inflation beträgt 140 Prozent. Um die innenpolitischen Probleme zu überdecken, plant Junta-Chef Leopoldo Fortunato Galtieri, die Macht der Generäle durch einen großen patriotischen Sieg abzusichern. Sein Ziel: Die Rückeroberung der Islas Malvinas von den Briten, die den felsigen Archipel 600 Kilometer vor der Küste Patagoniens Falkland-Inseln nennen und seit 1833 besiedeln. Die Gelegenheit scheint günstig; gerade erst hat die Royal Navy  ihre letzten Einheiten aus dem Südatlantik zurückgezogen. Galtieri setzt darauf, dass das Vereinigte Königreich sein Interesse an diesem Überbleibsel seiner kolonialen Vergangenheit verloren hat - ein fataler Trugschluss.

Im Morgengrauen des 2. April 1982 landen argentinische Marineinfanteristen an der Küste von Ostfalkland, nehmen ohne Probleme die Inselhauptstadt Port Stanley (Puerto Argentino) ein und hissen vor dem Haus des Gouverneurs die blau-weiße Flagge. Zum ersten Mal tauchen die Falkland-Inseln an diesem Tag in den Weltnachrichten auf; sogar die meisten Briten erfahren jetzt erst von der Existenz dieses einsamen Archipels an der Grenze zur Antarktis. Premierministerin Margaret Thatcher jedoch reagiert, als wären die Argentinier nicht 13.000 Kilometer von London entfernt gelandet, sondern auf den Inseln im Ärmelkanal: "Man kann über eine Invasion nicht verhandeln, auf gar keinen Fall! Nicht wenn deinem Volk die Freiheit genommen wurde!" Entgegen der Erwartung von General Galtieri rüstet sich Großbritannien mit aller Macht zum Gegenschlag und startet am 1. Mai die Rückeroberung der Falkland-Inseln.

Nach mehreren Bombardements aus der Luft zeigt Großbritanniens Aggressivität Wirkung: Die Junta in Buenos Aires signalisiert Verhandlungsbereitschaft. Thatcher jedoch lehnt alle internationalen Vermittlungsbemühungen ab. Die "Eiserne Lady" will nicht verhandeln, sie will triumphieren. Auf ihren Befehl wird der argentinische Kreuzer "General Belgrano" versenkt, was 323 Menschen das Leben kostet und den Krieg eskalieren lässt. Obwohl die Briten in den folgenden Wochen herbe Verluste an Schiffen und Flugzeugen erleiden, gelingt es ihnen am 14. Juni nach blutigen Gefechten, die Hauptstadt Port Stanley zurück zu erobern. Am 20. Juni 1982, nach 72 Tagen, wird der Krieg für beendet erklärt. Er hat rund 1.000 Soldaten das Leben gekostet. Mit der Rückkehr Argentiniens zur Demokratie entspannt sich das Verhältnis zwischen beiden Staaten deutlich. Die Frage, wem nun eigentlich die Falkland-Inseln gehören, bleibt allerdings bis heute ein Tabuthema zwischen London und Buenos Aires.

Stand: 02.04.07