Stichtag

05. Februar 1907: Hans Bender in Freiburg geboren

In England spukt es besonders gern. Das muss auch Hans Bender erfahren, als er mit 17 Jahren als Austauschschüler nach Großbritannien kommt. Er wird zu Séancen eingeladen, in der Geister beschworen werden und über Anwesende ihre Botschaften mitteilen. Die so gerufenen Geister lassen Bender nicht mehr los. Er studiert Medizin und Psychologie und schreibt schließlich eine Doktorarbeit über die Geisterbeschwörung. Seine These: Die Botschaften kommen nicht aus dem Himmel, sondern aus der Seele. Es gebe unbewusste intelligente Leistungen, Erkenntnisse, von denen jemand im Normalbewusstsein nichts wisse. Hans Bender, am 5. Februar 1907 in Freiburg geboren, wird in seiner Heimatstadt zum Begründer der Parapsychologie. Schon in den 1920er Jahren sammelt er Fälle von Hellseherei, Gedankenübertragung und wahrsagenden Träume.

Als Professor für Psychologie gründet er 1950 sein "Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene". Er prüft Fälle unerklärlicher Phänomene mit allen Mitteln der Wissenschaft, um herauszufinden, was jenseits von Aberglaube und Scharlatanerie tatsächlich bleibt. Er kommt zu dem Ergebnis: "Als Bilanz einer 30-jährigen Arbeit kann man formulieren: Die außersinnliche Wahrnehmung ist erwiesen, und zwar in drei Formen: Telepathie, Hellsehen und Präkognition." Es kommt also tatsächlich vor, dass Menschen in die Gedanken anderer eindringen, dass sie etwas vor sich sehen, was sie gar nicht wissen können, und dass sie Ereignisse der Zukunft vorwegnehmen - sagt Bender.

Manche Kollegen belächeln Bender, obwohl er einen betont wissenschaftlichen Ansatz vertritt. Mit dem rückt er sogar Spukgeschichten über schlagende Türen, herunterfallende Bilder und unerklärliche Geräuschen zu Leibe. Denn in seinem Institut werden Hilfesuchende mit Geistern im Hause ernst genommen. An die Geister glaubt Bender allerdings nicht, wohl aber, "dass diese Phänomene gekoppelt sind an ganz bestimmte seelische Krisensituationen eines oder mehrerer Anwesender". Wie die Nöte der Seele allerdings Möbel verrücken können, findet Bender so wenig heraus wie eine Erklärung für das Hellsehen. "Alle Versuche, etwa Telepathie als ein Radio des Gehirns verständlich zu machen, sind gescheitert. Das ist der Schatten, der über unserer Forschung liegt: Auch wir Parapsychologen haben keine Erklärung."Hans Bender stirbt 1991 im Alter von 84 Jahren. Sein Mitarbeiter Eberhard Bauer führt das Freiburger Institut weiter. Es ist heute mit 35 Mitarbeitern das größte seiner Art - weltweit.

Stand: 05.02.07