Stichtag

23. Mai 1917: Geburtstag des Meteorologen Edward Lorenz

An einem Wintertag im Jahr 1961 kommt Edward Norton Lorenz in sein Büro am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Der Professor für Meteorologie arbeitet dort an einem zuverlässigen Prognosemodell für das Wetter. Lorenz gibt Daten in seinen Computer ein und lässt eine Simulation berechnen. Kurz darauf wiederholt er das Experiment und rundet seine Zahlen auf die dritte Stelle hinter dem Komma. Varianten im Tausendstelbereich, denkt man damals, können keine große Wirkung haben. Der Forscher geht in die Kantine. "Als ich nach etwa einer Stunde wieder in mein Büro kam, hatte der Computer für ungefähr zwei Monate das Wetter simuliert", erinnert sich Lorenz. "Die nun ausgedruckten Ziffern hatten nichts mit den alten gemeinsam". Kleinste Veränderungen, schlussfolgert der Forscher, können eine große Wirkung haben. Das Wetter lässt sich nicht auf Dauer voraus berechnen. Der Himmel handelt chaotisch. Die Chaostheorie ist geboren.

Lorenz kommt am 23. Mai 1917 in West Hartford (Connecticut) zur Welt. Er studiert in Harvard und am MIT, und arbeitet während des Zweiten Weltkriegs bei der Armee. Dann kehrt er ans MIT zurück. Seine Chaostheorie krempelt die Meteorologie vollkommen um. Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass sich jedes Wetter auf Monate hinaus genau im Voraus berechnen ließe. Heute weiß man: Lorenz hatte recht. "Für den Folgetag sind wir zu neunzig Prozent richtig", sagt etwa ARD-Wettermann Sven Plöger. "Dann rechnet man in die Zukunft und macht dabei zwingend Fehler. Dann wird das Modell in seinem Ergebnis über die Tage immer schlechter."

1972 hält Lorenz in Washington einen Vortrag mit dem Titel "Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?" Lorenz´ Antwort: Er kann. Fortan wird die kleine Ursache mit der großen Wirkung auch "Schmetterlingseffekt" genannt.

Stand: 23.05.07