Stichtag

07. April 1947: Tod des Auto-Industriellen Henry Ford

Motorisierte Besucher eines Football-Stadions haben es um 1915 nach Spielende schwer, ihr Auto zu finden. Von 1.000 geparkten Wagen sind mindestens 700 ein Model T von Ford - natürlich alle in schwarz. Die berühmte "Tin Lizzy" läuft 1908 erstmals vom Band, wird weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft und erst 50 Jahre später vom VW Käfer als meist verkauftes Auto aller Zeiten abgelöst. Die "Blechliese" ist als erstes Automobil für breite Schichten erschwinglich und nahezu unverwüstlich. Mit dem Model T trifft Henry Ford den Nerv der Zeit. Er macht die Welt mobil und steigt innerhalb weniger Jahre zum bewunderten Industrie-Tycoon und Dollar-Milliardär auf.

Mit 27 nimmt der 1863 in Dearborn bei Detroit geborene  Farmerssohn eine Mechanikerstelle im Detroiter Elektrizitätswerk von Thomas Alva Edison an. In den folgenden Jahren steigt Henry Ford zum Chefingenieur auf und schraubt daheim in mühseliger Nachtarbeit seine erste eigene Benzinkutsche zusammen. Bei einem Festbankett führt er das "Quadricycle " getaufte Vehikel seinem Chef vor. Edison ist begeistert: "Junger Mann, das ist es!" Nur acht Jahre später produziert die Ford Motor Company in Dearborn mehr Automobile als jeder andere Hersteller. Als erster Autokonstrukteur lässt Henry  Ford seine Modelle am Fließband montieren, normiert alle verwendeten Teile und lässt sämliche Betriebsabläufe durchrationalisieren. Das ist der später viel bewunderte Geniestreich eines herrischen, halsstarrigen Mannes, der seine Landsleute nicht nur als nüchterner Praktiker, sondern ebenso als weltfremder, verschrobener Kauz verblüfft. 

Mit einem "Friedensschiff" schippert der erklärte Pazifist nach Europa, um den Ersten Weltkrieg zu stoppen. Kein Politiker ist bereit, den Außenseiter zu empfangen. Erntet Ford für diese Aktion in der Heimat Hohn und Spott, so wirkt sich sein ausgeprägter Antisemitismus stark geschäftsschädigend aus. Als erklärter Bewunderer Adolf Hitlers lässt sich der US-Unternehmer 1938 vom Führer mit dem "Großkreuz des deutschen Adlers" auszeichnen. Auch nach Kriegseintritt seines Landes weigert sich Ford, auf den Orden zu verzichten.Mit 55 Jahren gibt der einzelgängerische Exzentriker den Vorsitz der Ford Motor Company an seinen Sohn Edsel ab, um sich - erfolglos - politischen Ambitionen zu widmen. 1943 stirbt Edsel überraschend bei einer Magenoperation. Kurz vor seinem 80. Geburtstag stellt sich Henry Ford noch einmal an die Spitze seines Unternehmens, ist aber den Anforderungen eines Weltkonzerns nicht mehr gewachsen. Vom Management bedrängt, inthronisiert der Patriarch seinen Enkel Henry. Zwei Jahre später, am 7. April 1947, stirbt der Autokönig in Dearborn.  

Stand: 07.04.07