Stichtag

20. Februar 1922: Reinhard Mannesmann stirbt in Remscheid

Als die Dampfmaschinen im 19. Jahrhundert immer höheren Druck produzieren, steigt die Zahl der Unfälle. Eine Ursache dafür sind die bis dahin verwendeten Rohre: Die rund gebogenen Bleche mit einer Schweißnaht halten der enormen Belastung der industriellen Produktion nicht stand. Deshalb wird nach einer Methode zur Herstellung eines nahtlosen Rohres gesucht.Auch der junge Remscheider Ingenieur Reinhard Mannesmann beteiligt sich daran. Mannesmann war am 13. Mai 1856 geboren worden. Im Keller der väterlichen Feilenfabrik baut er zusammen mit seinem Bruder Max eine Versuchsanlage.Ihre Idee: Ein Rohr aus einem glühenden Block Metall zu formen. Lange Testreihen beginnen. Schließlich gelingt ihnen der Durchbruch: In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1886 entsteht das erste schräggewalze, nahtlose Rohr. Nach diesem Prinzip werden nahtlose Rohre bis heute gefertigt.

Das neue Verfahren spricht sich schnell herum. Andere Erfinder, wie Werner von Siemens, erkennen das Potential und stecken ihr Geld in die ersten Mannesmann-Röhrenwerke. Der wirtschaftliche Erfolg bleibt zunächst aus: Die Rohre sind noch zu dick. Die Brüder finden auch dafür eine Lösung: Das  Pilgerschrittverfahren, das durch sein Vor und Zurück beim Walzen an die Echternachter Springprozession erinnert. Erst jetzt beginnt die bahnbrechende Erfindung Geld abzuwerfen.  Während Max Mannesmann vor Ort im Walzwerk bleibt, reist sein Bruder Reinhard in die USA und vertreibt dort die Lizenzen für das Verfahren.

Gemeinsam mit seinen fünf Brüdern, allesamt Ingenieure, macht Reinhard Mannesmann weitere Erfindungen. Rund 1.000 Patente, unter anderem für das Gasglühlicht, werden auf den Namen Mannesmann eingetragen. Geldquelle für die vielen Erfindungen und neu gegründeten Firmen der Brüder sind die Röhrenwerke. Die Anteile daran machen die Familie reich.Das Röhren-Geschäft hat Reinhard Mannesmann längst hinter sich gelassen, als er 1906 nach Marokko kommt. Dort erschließt er Erzbergwerke. Während des Ersten Weltkriegs kauft Reinhard Mannesmann Druckerschwärze in Bulgarien und Rumänien und beliefert damit die deutschen Zeitungen. Außerdem ist er im Vorstand der Mannesmann-Waffen und -Munitionsfabrik. Nach dem Ersten Weltkrieg widmet er sich dem Wohnungsbau; auch hier wieder mit großem Erfindungsreichtum: Er entwickelt das erste Fertighaus aus Betonplatten.Reinhard Mannesmann stirbt am 20. Februar 1922 mit 66 Jahren in Remscheid an einer Lungenentzündung.

Stand: 20.02.07