Stichtag

03. Oktober 1969: Der Ostberliner Fernsehturm wird eingeweiht

Seine technischen Daten sind durchaus beeindruckend: 26.000 Tonnen Stahl und Beton ragen in eine Höhe von 368 Metern. Unter seiner Spitze hängt eine Kugel von 32 Metern Durchmesser, befestigt an 20 Zugseilen. Der Berliner Fernsehturm ist für die DDR-Medien ein "Wunderwerk der Technik", eine "Höhendominante des Sozialismus". Die Arbeiter und Bauern sprechen weniger pathetisch vom "Telespargel".Durchaus nüchtern ist auch der Name, unter dem Staatsratschef Walter Ulbricht den Turm am 3. Oktober 1969 einweiht: Der "Fernseh- und UKW-Turm" soll die Radio- und Fernsehprogramme des sozialistischen Deutschlands in alle Wohnzimmer bringen und so die Sender des Klassenfeindes verdrängen. Das plant der SED-Staat schon Anfang der 50er Jahre. Man beginnt sogar mit dem Bau eines Turms in den Müggelbergen bei Berlin. Dreieinhalb Millionen Mark sind schon verbaut, als man den Plan aufgeben muss - weil der Turm Starts und Landungen auf dem nahen Flughafen gefährden würde.

Der nächste Turm verdankt seinen Standort einer Anekdote zufolge einer Spontanentscheidung Walter Ulbrichts. Vor eine Auswahl von Modellen Ost-Berlins gestellt, geht er schnurstracks auf eines zu und sagt: "Nu, Genossen, da sieht man's ganz genau: Da gehört er hin." Also reißt man einige Gebäude ab, auch recht neue, und stellt das neue Wahrzeichen der "Hauptstadt der DDR" direkt neben den S-Bahnhof Berlin-Alexanderplatz. Mit der Einweihung startet Ulbricht auch das 2. Fernsehprogramm der DDR. Die Feier soll ein Signal des Fortschritts sein, wenige Tage vor dem 20. Jahrestag der DDR-Gründung. Natürlich ahnt damals niemand die Ironie der Geschichte, die den Tag später mit dem der neuen deutschen Einheit zusammen fallen lässt.

Stand: 03.10.04