Stichtag

30. August 1992: Maria Jepsen wird Bischöfin von Hamburg

1989 sorgt die Wahl einer Frau zur anglikanischen Weihbischöfin in den USA  für Schlagzeilen und innerkirchlichen Protest. Barbara Harris ist damit die erste christliche Bischöfin weltweit. In der traditionsreichen lutherischen Kirche muss man noch drei Jahre auf einen ähnlichen Durchbruch warten. Hierfür sorgt dann die nördlichste deutsche Landeskirche: Zwei Mal kandidieren in "Nordelbien" Frauen für das Bischofsamt. Erst die dritte ist erfolgreich: Am 30. August 1992 wird Maria Jepsen als Bischöfin von Hamburg in ihr Amt eingeführt.

Auch hier protestieren konservative Kreise, denn Jepsen ist nicht nur eine Frau, sondern auch für ihr Engagement  für Frauen, in sozialen Fragen, der Flüchtlingspolitik und gegen die Diskriminierung Homosexueller bekannt. Aber sie weiß auch mit der kirchlichen Basis umzugehen: Jepsen, 1945 in Bad Segeberg geboren, ist seit 1970 erst Vikarin, dann Pfarrerin, schließlich Pröbstin im Norden, mal in Hamburg, mal in Dithmarschen. In der Sache klar, als Person eher zurückhaltend, wird Bischöfin Jepsen keine Medien-Persönlichkeit wie einige Jahre später Hannovers Oberhirtin Margot Käßmann.

15 Jahre nach dem Hamburger Dammbruch gibt es weltweit 30 lutherische Bischöfinnen. Jepsen wird 2002 für weitere zehn Jahre in ihrem Amt bestätigt. In der evangelischen Kirche Deutschlands sind Bischöfinnen aber immer noch selten - und werden hin und wieder auch versteckt: So durfte Maria Jepsen beim Rombesuch einiger Kollegen nicht dabei sein. Offenbar wollte die Kirchenleitung den deutschen Papst nicht mit einer Bischöfin ärgern. Schließlich erlaubt der Vatikan Frauen nicht einmal das Amt der Diakonin oder Priesterin. Zu Hause dagegen erobert Maria Jepsen noch eine weitere Männerdomäne: 2005 wird sie in den Vorstand der "Deutschen Seemannsmission" gewählt.

Stand: 30.08.07