Stichtag

31. Juli 1537: Spanier entdecken die Kartoffel

Im Jahr 1537 bahnt sich eine spanische Expedition unter Führung des Admirals Gonzalo Jimirez de Queseda den Weg durch einen südamerikanischen Flusslauf. Vier Jahre vorher haben die Spanier das Inka-Reich unterworfen. Jetzt sind sie auf der Suche nach dem Eldorado. Aber der Hunger nach Gold weicht schon bald realem Magenknurren. In verlassenen Dörfern machen sich die Konquistadoren deshalb über die Vorräte der geflohenen Bevölkerung her. "In allen Häusern der Indios lagerten Trüffeln" erinnert sich ein Expeditionsteilnehmer. "Diese Trüffeln haben mehlige Wurzeln von der Größe eines Eis, die von gutem Geschmack sind. Ein für die Indianer sehr angenehmes Gut und ein köstliches Gericht sogar für die Spanier." Man schreibt den 31. Juli 1537. Die Spanier haben das wahre Gold der Erde in Händen: die Kartoffel.

Zu dieser Zeit existieren in Südamerika rund 200 verschiedene Kartoffelsorten, die alle von der Ur-Kartoffel aus den Hochebenen der Anden abstammen. Unter dem Schutz der Kartoffel-Göttin Axomama ernähren sie, durch Trocknen jahrelang haltbar und bei Bedarf mit Wasser wieder essbar gemacht, die Inka bis zu ihrer Ausrottung durch die Eroberer redlich.1565 macht sich eine Kartoffelkiste auf den Weg zum spanischen König, der sie dem Papst verehrt. Von nun an startet die nahrhafte Knolle ihren Siegeszug in Europa und revolutioniert die Essgewohnheiten. Nur in Deutschland hat sie es gegen das Grundnahrungsmittel Getreide schwer: Was der Bauer nicht kennt, dass baut er dort nicht an. Die Kartoffel gilt als giftig und, da sie sich aus sich selbst heraus vermehrt, als Teufelswerk. Nur als Zierpflanze schafft sie es in die hochherrschaftlichen Gärten.

Das ändert sich erst im 18. Jahrhundert, als Friedrich der Große Nahrung in Mengen für seine Soldaten benötigt. Zur Zeit der Industrialisierung gibt die Knolle den Arbeitern Kraft. Und indirekt löst sie eine der größten Auswanderungswellen der jüngeren Geschichte aus: Wegen eines Kartoffelschädlings kommt es zwischen 1845 und 1849 zu Missernten und Hungersnöten in Irland. Danach wandern über eine Million Iren nach Kanada, Australien und in die USA aus.

Stand: 31.07.07