Stichtag

12. April 2007 - Vor 15 Jahren: Eröffnung von Disneyland Paris

Ganz radikal machen die Gegner der "Kulturschande" noch einmal auf sich aufmerksam. Wenige Stunden vor Beginn der glanzvollen Eröffnungsfeierlichkeiten im Disneyland Paris legen sie mit Sprengstoff einen Hochspannungsmast um und kappen damit die Stromversorgung zur magischen Fantasy-Welt. Doch nur kurz senkt sich Dunkelheit über Dornröschens Märchenschloss. Dann spult sich mit Hollywood-Präzision eine Eröffnungs-Gala für 15.000 geladene Gäste ab, die vom Fernsehen in 40 Länder übertragen wird. Während das normale Publikum noch bis zum nächsten Morgen auf Einlass warten muss, feiern Stars wie Tina Turner, Eddie Murphy und Gina Lollobrigida die Eröffnung dessen, was in Frankreichs Öffentlichkeit lange als "kulturelles Tschernobyl" bekämpft wurde. 

Umgerechnet rund 3,5 Milliarden Euro hat Michael Eisner, oberster Chef der Walt Disney Company, bis zu diesem 12. April 1992 in das vierte Disneyland auf Erden investiert. Doch im Gegensatz zu den Themen-Parks in Kalifornien, Florida und Japan entwickelt sich das neue Euro-Disney vor den Toren von Paris nicht zur Goldgrube für den Mickey-Maus-Konzern. Obwohl europaweit keine Attraktion mehr Menschen anzieht als das Magic Kingdom in Marne-la-Vallée, bleiben die Besucherzahlen vom ersten Tag an deutlich hinter den Kalkulationen zurück. 16 Millionen Gäste pro Jahr hatte der Börsenprospekt 1989 versprochen. Mit Müh und Not gelingt es in den folgenden Jahren, ihre Zahl auf 12,5 Millionen hochzuschrauben. 2004 hat Euro-Disney einen Schuldenberg von zwei Milliarden Euro aufgehäuft - bei einem Betriebsergebnis von nur 24 Millionen Euro. Zwölf Jahre nach der Eröffnung ist Ebbe im Disney -Geldspeicher. Onkel Dagobert steht vor dem Bankrott.

Die Rettung bringt 2005 der saudische Prinz Alwaleed Bin Talal. Er ist - nach dem amerikanischen Mutterkonzern - zweitgrößter Aktionär von Euro-Disney. Nach monatelangen Verhandlungen willigt er schließlich ein, sich an der Sanierung des Freizeitparks zu beteiligen. Bis 2009 soll eine Viertelmilliarde Euro in die Renovierung der vorhanden Parkbereiche, sowie in neue Attraktionen und Hotelkomplexe investiert werden. Das US-Management von Disney hat inzwischen auch begriffen, dass der amerikanische "way of Business " nur begrenzt ins französische Gastgeberland übertragbar ist. So wird, während alle übrigen Disneywelten strikt alkoholfrei sind, in Paris inzwischen auch Wein ausgeschenkt, und zum Frühstück gibt es Croissants statt Bagel. Viele neue Besucher lockt auch die bereits in Betrieb genommene Indoor-Achterbahn "Space Mountain", die Reisen "an die äußersten Grenzen des Universums " verspricht. Mancher Investor hofft, dort endlich angekommen zu sein.

Stand: 12.04.07