Stichtag

22. Mai 2007 - Vor 100 Jahren: Schauspieler Sir Laurence Olivier geboren

Wen die Briten zu ihren Größten zählen, den würdigen sie mit einem Grab in der Londoner Westminster Abtei. Diese außergewöhnliche Ehre wurde auch einem der bedeutendsten Schauspieler des 20. Jahrhunderts, Sir Laurence Olivier, zuteil. Kritiker rühmen den am 11. Juli 1989 Verstorbenen, den Queen Elizabeth als einzigen Vertreter seiner Zunft zum Lord geadelt hat, als "Statthalter Shakespeares auf Erden". Über sich selbst schrieb Olivier in seinen Memoiren: "In meinem Innersten weiß ich, dass ich mir selbst nicht sicher sein kann, wann ich spiele und wann nicht..., wann ich lüge und wann nicht. Denn was ist Schauspielerei anderes als Lügen?"

Sein oder Nicht-Sein? Dieser Schicksalsfrage, die er als Hamlet hunderte Male auf der Bühne und im Film deklamierte, wich Sir Laurence in der Realität ein Leben lang aus, erzählt sein Sohn Richard Olivier. Sich selbst als Mensch zu entdecken, diese Idee sei dem Vater nie in den Sinn gekommen, sei von Beginn an nicht Teil seiner viktorianischen Erziehung gewesen. Bereits als Neunjähriger macht der am 22. Mai 1907 im südenglischen Dorking geborene Pfarrerssohn durch sein außerordentliches Schauspieltalent auf sich aufmerksam. "Natürlich gehst du zur Bühne", bestimmt sein Vater. Doch die großen Erfolge lassen nach Oliviers Ausbildung an der London Central School of Dramatic Art zunächst auf sich warten. Erst mit den Klassikern, mit Shakespeare, gelingt der Durchbruch. Durch seinen leidenschaftlichen, realistisch-schroffen Stil schafft es Olivier, den zur Lithurgie erstarrten Versen des National-Dramatikers neues Leben einzuhauchen. Er zieht sich die Rollen an wie Mäntel, wird zum unübertroffenen Meister in über 100 Bühnenrollen und macht Shakespeare populärer denn je, auch bei Menschen jenseits der kulturellen Elite. 

Zunächst mehr aus finanziellen Gründen arbeitet Laurence Olivier ab 1931 auch als Filmschauspieler. Regisseur William Wyler, mit dem er 1939 "Wuthering Heights" (Stürmische Höhen) dreht, gelingt es, den Bühnen-Star auch von den künstlerischen Möglichkeiten des neuen Mediums zu überzeugen. Im Jahr darauf macht ihn Alfred Hitchcocks  "Rebecca" weltbekannt. 1948 wird Olivier für seine "Hamlet"-Verfilmung mit zwei Oscars ausgezeichnet. Legendär auch unter jüngeren Filmfans ist die Zahnarzt-Szene aus "Der Marathon-Mann" (1976), in der Olivier als ehemaliger KZ-Arzt mit gnadenlos beiläufiger Brutalität Dustin Hoffman auf dem Zahnarztstuhl ins Verhör nimmt.Trotz schwerer Krankheiten ist sich Laurence Olivier bis ins hohen Alter nicht zu schade, auf der Bühne, im Film und im Fernsehen auch Nebenfiguren mit seiner prägnanten Darstellungskunst zu adeln. Mit 82 Jahren stirbt Lord Olivier of Brighton in einem Londoner Krankenhaus. 

Stand:22.05.07