Stichtag

13. September 2007 - Vor 35 Jahren: Länder beschließen Gründung der GSG-9

Die "heiteren Spiele" sollen sie werden. Fröhlich und freundlich will sich die Bundesrepublik bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München präsentieren. Doch eine Geiselnahme israelischer Sportler durch palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf setzt dem Sommertraum ein jähes Ende. Die Polizei ist überfordert, der unbeholfene Befreiungsversuch endet in einer Katastrophe. Es gibt 15 Tote: neun israelische Geiseln, fünf der acht Terroristen, ein Polizist. Nur wenige Tage nach der missglückten Geiselbefreiung verkündet Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher ( FDP ) die Gründung einer Antiterror-Truppe. Weil die Polizeihoheit nicht beim Bund liegt, soll die Spezialeinheit nur auf Anforderung der Länder eingesetzt werden. Am 13. September 1972 stimmt die Innenministerkonferenz der Länder Genschers Vorschlag zu.

"Mit sofortiger Wirkung wird die Grenzschutzgruppe 9 aufgestellt", heißt es im Erlass der Bundesinnenministeriums. Die GSG-9 wird beim Bundesgrenzschutz in Bonn-Hangelar stationiert. Ihr erster Kommandeur wird Ulrich Wegener. Die Männer der neu gegründeten Einheit lernen Anschleichen, Nahkampf-Techniken, Schießen aus jeder Position. Sie seilen sich aus Hubschraubern ab, üben Personenschutz - und immer wieder: Geiselbefreiung. Die Technik für die Geiselbefreiung lernen die Grenzschützer von den Israelis, vom amerikanischen FBI Abhörtechnik und Schießen. Im Herbst 1973 ist die Elite-Einheit einsatzbereit.

Rund 1.500 Einsätze hat die GSG-9 seit ihrer Gründung bisher durchgeführt - die meisten unbemerkt von der Öffentlichkeit. Zwei Mal jedoch macht die GSG-9 Schlagzeilen. Zunächst im Deutschen Herbst 1977, als eine Einheit die entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" stürmt und die 90 Geiseln unverletzt befreit. Von da an sind sie die "Helden von Mogadischu". Doch im Sommer 1993 wird dieser Ruf schwer beschädigt. Die Spezialeinheit soll im Bahnhof von Bad Kleinen die beiden mutmaßlichen RAF -Terroristen Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams festnehmen. Doch der Zugriff geht schief: Bei einer Schießerei kommen Grams und der GSG-9-Mann Michael Newrzella ums Leben. Es gibt Spekulationen, Grams sei von der GSG-9 exekutiert worden. Die behördlichen Untersuchungen kommen zum Ergebnis, dass Grams sich selbst erschossen hat. Die Verfahren gegen zwei GSG-9-Beamte werden eingestellt. Doch zahlreiche Ungereimtheiten bleiben unaufgeklärt. Heute werden die Beamten im Antiterror-Kampf eingesetzt, aber auch zur Unterstützung bei Sondereinsätzen gegen die Organisierte Kriminalität und im Ausland zum Schutz deutscher Diplomaten und Botschaften.

Stand: 13.09.07