Goethe Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar

Stichtag

22. März 2007 - Vor 175 Jahren: Johann Wolfgang von Goethe stirbt in Weimar

Im Sommer 1831 kämpft sich ein 81-jähriger Greis durch den Wald zur Kuppe des Kickelhahn bei Ilmenau hinauf. Oben steht eine kleine Jagdhütte, in deren Holzwand ein kurzes Gedicht eingeritzt ist: "Über allen Gipfeln ist Ruh. / In allen Wipfeln / spürest Du / kaum einen Hauch. / Die Vöglein schweigen / im Walde. / Warte nur, balde / ruhest du auch."

Johann Wolfgang von Goethe hat es hier vor über 50 Jahren hinterlassen. Schon damals (1780) ist der 31-Jährige ein berühmter Mann, Autor des Erfolgsromans "Die Leiden des jungen Werthers" und des turbulenten Bühnenstücks "Götz von Berlichingen". Bei seinem zweiten Besuch aber ist er geadelt, Geheimrat des Weimarer Fürsten und selbst europaweit geachteter Dichterfürst, ein Denkmal schon zu Lebzeiten.

"Goethe überlas die wenigen Zeilen", berichtet sein Begleiter vom Kickelhahn: "Tränen flossen über seine Wangen. Ganz langsam zog er sein schneeweißes Taschentuch aus seinem dunkelbraunen Tuchrock, trocknete sich die Tränen und sprach in sanftem, wehmütigen Ton: Ja, warte nur balde ruhest du auch."

Altesliebe und Alterswerke

Der alte Meister ist seit 1816 Witwer. Sein Haus in Weimar wird zum Pilgerziel von Intellektuellen und Prominenten. Goethe gewährt meist sehr förmliche Audienzen, bei denen er die Besucher oft mit wenigen Worten oder auch nur Lauten abfertigt: Außer "Recht schön" oder "Ja, ja" soll er oft nur "Hm! Hm!" gesagt oder gar "wie ein angeschossener Bär" (Sulpiz Boisserée) gebrummt haben. Der Dichter übersteht 1823 eine Herzentzündung, reist danach wieder nach Marienbad zur Kur und verliebt sich in die 19-jährige Ulrike von Levetzow. Dass die junge Frau seinen Heiratsantrag ablehnt, lässt ihn die "Marienbader Elegie" schreiben.

"Mehr Licht"

Ansonsten rundet Goethe vor allem seine Hauptwerke ab: Er schreibt die letzten Teile der "Wilhelm Meister"-Romane und vollendet den zweiten Teil des "Faust". Ansonsten lässt er schreiben: Sein Assistent Eckermann notiert alles, was Goethe sagt, so dass dieser ständig sein geistiges Testament erweitern kann. Nach seinem 82. Geburtstag nimmt sich Goethe noch einmal den Faust vor, will den zweiten Teil wieder umarbeiten. Aber ein Herzinfarkt kommt der Vollendung zuvor.

An seinem Sterbebett lauern die Zeugen auf die letzten Worte des Dichters. "Mehr Licht", soll er gesagt haben. War es die Bitte, die Vorhänge aufzuziehen oder ein tiefes philosophisches Wort? Andere meinen, Goethe habe nun einmal Hessisch gesprochen und sich über sein Kissen beklagen wollen: "Mer liescht…" nicht gut". Wieder andere denken, Goethe habe einfach nichts mehr sagen wollen, also: "Mehr nicht".

Stand: 22.03.07