Stichtag

18. Februar 2007 - Vor 75 Jahren: Optik-Unternehmer Josef Rodenstock gestorben

Da hatte der alte Kommerzienrat seine Nachkommen aber gründlich unterschätzt.  Fünf Jahre vor seinem Tod am 18. Februar 1932 schreibt Josef Rodenstock als steinreicher Ruheständler in seinem Alterssitz bei Kufstein: "Die schreckliche Reue, meine sauer erworbenen Realwerte den Kindern überlassen zu haben, bleibt unbeschreiblich." Doch die Söhne und Enkel strafen ihren Gründer-Vater Lügen. Unter der Führung von Alexander (1905-53), Rolf (1953-90) und Randolf (1990-2004) entwickelt sich Rodenstocks "Optisches Institut" zu einem global operierenden Unternehmen mit 4.300 Mitarbeitern.

Der so hart über seine Erben urteilende Pionier musste selbst schon in jungen Jahren zum Familienunterhalt beitragen. Josef Rodenstock wurde 1846 im thüringischen Eichsfeld geboren. Mit 14 Jahren wird Josef von seinem Vater mit anderthalb Talern in der Tasche als Hausierer auf die Reise geschickt. Kreuz und quer zieht der wissbegierige Junge, der viel lieber gelesen und studiert hätte, durch die Lande, verkauft Kurzwaren, selbst gefertigte Barometer und - hin und wieder - auch Brillen. Josef beweist dabei nicht nur großes Kaufmanns-Talent, auch sein persönliches Interesse für die Naturwissenschaften, insbesondere die Optik, setzt sich bald in klingende Münze um. 1877 hat er 30.000 Mark gespart, mit denen er in Würzburg seine erste Werkstatt für Brillen und physikalische Messinstrumente eröffnet. 

In kürzester Zeit gelingt es Rodenstock, seinen Namen über die Grenzen Deutschlands hinaus als Marke für Präzisionsinstrumente zu etablieren. Zum Grundstein seines Erfolgs wird die patentierte Entwicklung neuartiger, reflektionsarmer "Diaphragma-Brillengläser" und eines Anpassungsgeräts für Brillen. 1883 verlegt Rodenstock den Firmensitz nach München, wo sich bis heute die Unternehmenszentrale befindet. Mit 73 Jahren und einem Vermögen von 3,5 Millionen Goldmark zieht sich der ebenso geachtete wie gefürchtete Patriarch auf sein Kufsteiner Landgut zurück und übergibt  - Böses ahnend - die Firmenleitung seinem Sohn Alexander. Über 80 Jahre bleibt das florierende Unternehmen im Familienbesitz. Im Jahr 2003 tritt Randolf Rodenstock von der Geschäftsführung zurück und verkauft seine Anteile nach und nach an einen privaten Investor.

Stand: 18.02.07