Stichtag

12. Juli 2004 - Vor 100 Jahren: Pablo Neruda wird geboren

Seine politischen Gedichte sind sinnlich, seine Liebesgedichte politisch: "Meine Liebe, auch in der dunkelsten Stunde lass dein Lachen aufsprühn, und siehst du plötzlich mein Blut als Pfütze auf den Steinen der Straße, so lache, denn dein Lachen wird meinen Händen wie ein frisch erglänzendes Schwert sein." Pablo Neruda wird am 12. Juli 1904 als Sohn einer Lehrerin und eines Lokomotivführers geboren. Neftali Ricardo Reyes Basualto, wie er eigentlich heißt, wächst im süd-chilenischen Parral auf. Bereits in seiner Schulzeit beginnt er Verse zu schreiben. Er studiert in Santiago Philosophie und wird mit einer Sammlung von Liebesgedichten bekannt. Als Schriftsteller nennt er sich nach dem tschechischen Autor Jan Neruda, der im 19. Jahrhundert vor allem das Leben armer Menschen beschrieben hat.Auch Pablo Neruda beschäftigt sich mit der sozialen Frage und engagiert sich politisch. Er wird 1927 in den diplomatischen Dienst Chiles aufgenommen. 1934 kommt er als Konsul nach Madrid und beteiligt sich im spanischen Bürgerkrieg aktiv am Kampf der Republikaner gegen die faschistischen Truppen von General Franco. Er verhilft unzähligen Emigranten zur Flucht nach Frankreich. 1945 tritt Neruda in die Kommunistische Partei Chiles ein und wird ins chilenische Parlament gewählt. Als er gegen die Regierungspolitik protestiert, wird er ausgebürgert und verfolgt. Er taucht unter und hält sich in Frankreich, Italien, der Sowjetunion und China auf. Unter Lebensgefahr bringen seine Freunde heimlich Nerudas epische Gedichtsammlung "Canto General" (Der große Gesang) in Mexiko heraus. Darin beschreibt er die Leiden des lateinamerikanischen Kontinents, angefangen von der Landung der europäischen Eroberer bis hin zum Einfluss moderner Wirtschaftsmächte. 1971 erhält Neruda den Nobelpreis für Literatur - "für eine Poesie, die mit der Wirkung einer Naturkraft Schicksal und Träume seines Weltteils lebendig macht".

An der Seite seines Freundes Salvador Allende kämpft Pablo Neruda für die Demokratie in Chile. 1970 gewinnt Allende mit seiner Vision vom Sozialismus die Wahlen. Doch die USA akzeptieren die Entscheidung nicht: Drei Wochen nach Allendes Regierungsantritt beschließt Henry Kissinger, der Sicherheitsberater von Präsident Richard Nixon, das sozialistische Experiment zu beenden. Am 11. September 1973 putscht das chilenische Militär. Präsident Allende nimmt sich das Leben. Zwölf Tage später stirbt Neruda im Alter von 69 Jahren an Krebs. Seine Beerdigung wird zur ersten Kundgebung gegen die sich etablierende Militärjunta unter General Augusto Pinochet.Stand: 12.07.04