Stichtag

05. Juli 2006 - Vor 60 Jahren: Der Bikini wird in Paris vorgestellt

Am 1. Juli 1946 testen die Amerikaner auf dem Südsee-Atoll Bikini die Atombombe. Vier Tage später wird in Paris ein Kleidungsstück von enormer Sprengkraft vorgestellt, dass den Namen des Korallenriffs erhält. Louis Réard zeigt auf seiner Modenschau das kleinste Badekostüm aller Zeiten: so winzig, dass es durch einen Fingerring gezogen werden kann. Aber doch immer noch so schwer, dass es seine Trägerin bei Benutzung nach unten zieht: Mit Wasser voll gesogen wiegt der Bikini stolze drei Kilogramm.Ohnehin ist die Zeit noch nicht reif für das revolutionäre Teil. Von den einen als Befreiungsschlag für die feminine, moderne Frau gefeiert, stößt es bei Moralaposteln auf Widerstand. Noch in den fünfziger Jahren ist der Bikini in den Ferienhochburgen Spanien, Italien und Portugal verboten. Unter aufgeklärteren Geistern hat Brigit Bardot  in Roger Vadims Film "Und ewig lockt das Weib" (1956) das "süße Nichts" allerdings schon populär gemacht. In Paris kommt Irène Leroux mit der Produktion kaum nach. In den sechziger Jahren dann verwandelt sich der Bikini zur federleichten, zweiten Haut: Zwanzig Jahre später wird Chanel seine Körbchen bei einer Modenschau auf das Doppel-C der Modemarke reduzieren, das nur mehr die Brustwarzen verdeckt.

Aber es gibt nicht nur Freunde des Bikini. Kritiker sehen in seiner Erfindung den Beginn des modernen Schlankheitswahns. "Er ist die Zwangsjacke für den Frauenkörper", sagt etwa Anne Zazoo  vom Pariser Modemuseum Galliera. "Wer im Bikini schön sein will, darf kein Gramm Fett zu viel haben. Der Bikini ist auch der Auftakt für den Jugendkult – ein schweres Los für den weiblichen Körper."

Stand: 05.07.06