Stichtag

26. Mai 2006 - Vor 110 Jahren: Der Dow-Jones-Index wird erstmals veröffentlicht

Charles Henry Dow ist ein Farmerssohn aus Connecticut. 1880 geht er als Journalist nach New York. Zwei Jahre später macht er zusammen mit seinem Kollegen Edward Jones ein kleines Nachrichtenbüro in der Wall Street auf. Die beiden sorgen zusammen mit dem Geschäftsmann Charles Bergstresser dafür, dass sich die Finanzjongleure in Amerikas Geschäftswelt nicht nur auf Gerüchte und Versprechungen stützen müssen, wenn sie Aktien kaufen. Die drei analysieren Geschäftsberichte, Unternehmensdaten und Experten-Klatsch und verkaufen ihre neutralen Einschätzungen auf handgeschriebenen Blättern, kopiert mit Kohlepapier.Dow beobachtet, dass bestimmte Großunternehmen immer mehr das allgemeine Konjunkturklima bestimmen: erst die großen Eisenbahngesellschaften, dann die neuen Industriekonzerne wie General Electric. Der Journalist stellt zwölf der wichtigsten Firmen zusammen, notiert ihre aktuellen Aktienkurse und teilt das Ergebnis durch zwölf. Heraus kommt ein Durchschnittswert als Gradmesser für den Börsenstand der amerikanischen Wirtschaft. Am 26. Mai 1896 veröffentlicht die Firma Dow-Jones diesen Index erstmals in ihrem "Wall Street Journal". Der Dow Jones, wie er fortan heißt, steht bei seiner Geburt bei 40,94 Punkten.

Das Fieberthermometer des US-Kapitalmarkts steigt stetig, knackt schon 1906 die 100er-Marke. Die im Index geführten Unternehmen werden 1919 auf 20, 1928 auf 30 erhöht und in ihrer Zusammensetzung immer wieder aktualisiert. Ein Jahr später, im Oktober 1929, knickt der Index ein - und weil inzwischen die Börsen der Welt auf ihn starren, löst das ein weltweites Konjunktur-Beben aus. Der "schwarze Freitag" leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Dieser Einschnitt ist bis heute der berühmteste geblieben, dabei gab es den größten Einbruch an einem Tag (um 22,6 Punkte) am 19. Oktober 1987. Allerdings bewegt sich "der Dow" in dieser Zeit auch auf einem ganz anderen Niveau: 1972 hatte er die 1.000-Punkte-Hürde genommen. Seinen bisherigen Höchststand erreicht er am 14. Januar 2000 mit 11.723 Punkten. Es ist der Höhepunkt der Internet-Euphorie. Seit einem Jahr gehört Microsoft zu den 30 magischen Werten, die von der Dow-Jones-Company zusammen gerechnet und nach einem inzwischen hochkomplizierten Schlüssel dividiert werden. Die Blase des Neuen Marktes platzt mit solchem Knall, dass die Aktien im Index bald 40 Prozent ihres Wertes verlieren. Der 11. September 2001 verstärkt den Abwärtstrend noch. Inzwischen werden an der Wall Street wieder Gewinne gemacht, aber die goldene Zeit der Jahrtausendwende ist noch nicht wieder erreicht worden.

Stand: 26.05.06