Stichtag

05. Mai 1921: Chanel No. 5 kommt auf den Markt

Zuerst holt Coco Chanel die Frauen aus dem Korsett der bisherigen Kleidermode, dann kürzt Chanel ihr Haar und ihre Röcke. Die Matrosenhose ist Chanels Erfindung, das Tweedkostüm, Kleider aus fließenden Jerseystoffen und das "kleine Schwarze" auch. Am Ende will sie auch noch den perfekten Duft für ihre Kundschaft. "Ein Traum, ein Gefühl" soll das Parfüm sein, das ihr als ultimatives Accessoire der modebewussten, selbstbewussten Frau vorschwebt. Und er soll die Geruchswelt ebenso wie das Frausein revolutionieren. In diesen Dingen hält es Coco mit Paul Valéry: "Jemand ohne Parfüm", zitiert sie den französischen Dichter, "hat keine Zukunft."
Um ihren Duft zu kreieren, beauftragt Coco die "Nase aller Nasen", Ernest Beaux, einst Hofparfümeur der russischen Zaren. Beaux wagt Unerhörtes: Erstmals in der Geschichte des Parfüms mischt er synthetische unter die natürlichen Stoffe, um das Produkt haltbarer machen. Frauen sind seitdem nicht mehr gezwungen, ihre Düfte mehrmals in der Stunde aufs Neue hinters Ohrläppchen zu tupfen: eine Unabhängigkeit nicht zuletzt von lästigen Toilettengängen. Zehn Proben legt Beaux seiner Auftraggeberin schließlich vor. Der Legende nach entscheidet sich Coco Chanel spontan für Nummer fünf, weil die fünf ihre Glückszahl ist. 80 Zutaten hat die Wahl ihrer Nase, basierend auf Jasmin. "Ausgerechnet die fünf!", ruft Beaux laut eigener Aussage fast erschrocken aus. "Es wird sehr teuer! Nichts ist teurer als Jasmin!" "In diesem Fall geben Sie bitte noch etwas mehr Jasmin hinein", soll Coco Chanel geantwortet haben. "Ich will es zum teuersten Parfüm der Welt machen."

Am 5. Mai 1921 kommt der gefühlte Traum Chanel No. 5 auf den Markt. "Ich lanciere diese Kollektion am fünften Tag des fünften Monats", entscheidet Coco, "die Fünf scheint mir Glück zu bringen." Marilyn Monroe wird später sagen, dass sie "zum Schlafen nur einige Tropfen Chanel No. 5" und nichts darüber trage. Chanel No. 5 macht Frauen duftig, Männer sinnlich und Coco Chanel unermesslich reich. Zu Lebzeiten der Modemacherin bringt das Produkt, bis heute Inbegriff des Parfüms, rund 15 Millionen Dollar allein an Lizenzgebühren ein.

Stand: 05.05.06