Stichtag

08. Juni 1921: Indonesiens Ex-Präsident Suharto wird geboren

Am 30. September 1965 putschen in Indonesien Offiziere, die Verbindungen zur Kommunistischen Partei haben - so die offizielle Darstellung. Demnach töten die Putschisten sechs Generäle, übersehen aber General Suharto, der Elitetruppen zusammenzieht und die Revolte niederschlägt. Die Vorkommnisse sind jedoch umstritten. Die Witwe des damaligen indonesischen Präsidenten Sukarno behauptet später, der angebliche kommunistische Putschversuch sei in Wahrheit ein Machtkampf unter den Militärs gewesen. In der Folge schiebt sich Suharto an die Spitze des Heeres und entmachtet Sukarno schrittweise. Schließlich wird Suharto am 27. März 1968 zum Staatspräsidenten gewählt.Geboren wird Suharto am 8. Juni 1921 im Dorf Kemusu in der Nähe der Stadt Jogjakarta in Zentraljava. Sein Vater ist einfacher Beamter, sein Mutter Hausfrau. Wie viele Javaner hat Suharto nur einen Namen. Er wächst bei Verwandten auf und ist einige Zeit Gehilfe eines javanischen Mystikers. Suharto muss die Schule verlassen, weil kein Geld für eine Uniform da ist. Eine Lehre als Bankbote scheitert, da er auf dem Weg zur Arbeit seinen einzigen Anzug zerreißt und ein neuer zu teuer ist. Um der Armut zu entfliehen, tritt Suharto mit 19 Jahren in die Armee ein. Seine militärische Karriere vollzieht sich in schnellen Sprüngen: 1957 wird er zum Oberst befördert, 1960 wird er Brigadegeneral, 1962 Generalmajor. Nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten verfolgt Suharto einen pragmatischen Kurs, den er "Neue Ordnung" nennt. Die Ölförderung wird vervielfacht. Straßen und Schulen werden errichtet. Suhartos Devise: Mund halten, aber satt essen. Und arbeiten: "Vertrauend auf unsere Leistungsfähigkeit werden wir hart, besser und sorgfältiger arbeiten." Während des Kalten Krieges gilt Indonesien als Bollwerk gegen den Kommunismus und wird zum bevorzugten Adressaten westlicher Entwicklungshilfe. Nach Einschätzung von Historikern sind zu Beginn von Suhartos Herrschaft hunderttausende Kommunisten getötet worden. Auch später sollen tausende politische Gegner inhaftiert oder getötet worden sein.

Während seiner Amtszeit bereichert sich Suharto hemmungslos. Banken, Petrochemie, Telekommunikation, Immobilien, Holzwirtschaft – sein Clan durchsetzt das wirtschaftliche und politische Leben des Landes. Das verfällt derweil in eine Art Angststarre: "Suharto spielte sehr erfolgreich mit dem Gefühl der Angst. Das gesamte Volk hat er so gesteuert, dass jeder Einzelne im Staat Angst hatte. Deshalb wurde Suharto wieder und wieder zum Präsidenten gewählt", erklärt Muslimführer Amien Rais die politische Lage in Indonesien Ende der 90er Jahre. Erst mit der Asienkrise schwindet Suhartos Macht. Als binnen eines Jahres die Landeswährung 80 Prozent ihres Wertes verliert und die Staatsschulden um 300 Prozent steigen, dreht der Internationale Währungsfond den Geldhahn zu. Als auch die USA ihren Schützling fallenlassen, muss Suharto nach 32 Jahren Alleinherrschaft am 21. Mai 1998 abdanken. Suhartos Privatvermögen wird auf etwa 15 bis 30 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nicht schlecht für einen Mann, dessen monatlicher Verdienst als Präsident 1.764 Dollar betragen hat. Den Gerichten entzieht sich Suharto mit dem Verweis auf seine angeblich angeschlagene Gesundheit. Er lebt in Jakarta im Kreis seiner Familie.

Stand: 08.06.06