18. November 1996: Start der Telekom-Aktie an der Börse

T-Day mit Manfred Krug

"Wenn die Telekom jetzt an die Börse geht, geh' ich mit", sagt Schauspieler Manfred Krug in zahlreichen Fernsehspots. "Sie könnten mir ja auch mal was nachmachen." Die millionenschwere Werbekampagne soll Kleinanleger anlocken: Nachdem der frühere Staatsbetrieb Deutsche Bundespost 1995 privatisiert und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden ist, wird nun das Unternehmen Deutsche Telekom für den Kapitalmarkt geöffnet. Die T-Aktie ist eine "Volks-Aktie", sagt die Werbung - eine günstige und sichere Geldanlage für Millionen von Kleinaktionären. Die Telekom will auf diesem Weg ihr Eigenkapital erhöhen. Denn der frühere Sony-Manager Ron Sommer will die Telekom zu einem Global Player machen.

Der Werbeaufwand lohnt sich: Beim Börsengang am 18. November 1996 kaufen allein rund 1,9 Millionen Privatanleger Aktien zum Stückpreis von 28,50 Mark (14,32 Euro). Viele Deutsche investieren zum ersten Mal in diese Geldanlage. Insgesamt werden 713,7 Millionen T-Aktien verkauft, der Gesamterlös für die Telekom beträgt rund zehn Milliarden Euro. Zu den Gewinnern gehören zunächst auch die Aktionäre. Das weltweite Börsenfieber erfasst auch Deutschland und treibt die Kurse in schwindelnde Höhen. Am 6. März 2000 ist die T-Aktie mit 104,90 Euro auf ihrem Höchststand. Das entspricht ungefähr dem siebenfachen Ausgabepreis. Dann beginnt der Sinkflug. In nur eineinhalb Jahren gibt die T-Aktie den kompletten Gewinn wieder ab und fällt erstmals am 10. September 2001 sogar unter den Ausgabekurs - genau einen Tag vor den Terroranschlägen in den USA.

Das Telekom-Management ist an dieser Achterbahnfahrt nicht unbeteiligt: Für UMTS-Lizenzen gibt das Unternehmen rund 8,5 Milliarden Euro aus. Einige der einst jubelnden Aktionäre strengen Klagen an. Die Verschuldung des Konzerns steigt durch den Kauf des US-Mobilfunkanbieters Voice-Stream für mehr als 35 Milliarden Dollar auf den Rekordstand von 71 Milliarden Euro. Als die Aktie ins Bodenlose fällt, wird die Kritik am Vorstandsvorsitzenden Sommer lauter. Der Bund als Mehrheitsaktionär lässt ihn im Juli 2002 fallen. Der Aufsichtsrat wählt Mobilfunk-Chef Kai-Uwe Ricke zum Nachfolger. Mit Personalabbau und dem Verkauf von Beteiligungen senkt er die Verschuldung. 2005 werden die Aktionäre am Konzerngewinn von 5,6 Milliarden Euro mit einer Rekorddividende beteiligt. Doch der Aktienkurs dümpelt weiterhin unter dem Emissionspreis bei 14 Euro vor sich hin. Von allen Seiten gibt es Kritik an der Telekom: von den Kunden für mangelnden Service, von den Gewerkschaften für die geplanten Stellenstreichungen und von den Aktionären für den Börsenkurs. Am 12. November 2006 muss Ricke den Chefsessel räumen: Die Probleme soll der neue Vorstandsvorsitzende René Obermann lösen. Manfred Krugs Fazit: "Ich würde nie wieder Werbung für eine Aktie machen. Für Aktien kann man eigentlich gar nicht werben. Und schon gar nicht, wenn man aus der Zone kommt und von Kapitalismus keine Ahnung hat."

Stand: 18.11.06