Stichtag

07. April1831: Abdankung von Kaiser Dom Pedro I. von Brasilien

Napoleons Truppen sind kurz davor, ganz Portugal zu besetzen. Doch bevor sie Lissabon erreichen, sticht die portugiesische Königsfamilie am 29. November 1807 in See. Zusammen mit ihr flüchtet der gesamte Hofstaat nach Brasilien. Das Land ist seit über 300 Jahren eine Kolonie Portugals. In Rio de Janeiro landen rund 15.000 Portugiesen - Priester und Palastwachen, Soldaten und Saaldiener, Mätressen und Musiker. Vornehme Hofdamen bringen eine neue Haarmode mit: den Igelschnitt. Sie mussten ihre Haare unterwegs wegen Läusebefalls abschneiden. Mit dabei ist auch Thronfolger Pedro. Der Neunjährige spielt in Rio mit seinem kleinen Bruder Miguel am liebsten Krieg. Sklaven müssen Holzgewehre schultern und gegeneinander antreten. Pedro wächst heran und wird zum Frauenheld. "Er ist sehr munter mit den Ladies", schreibt ein europäischer Diplomat nach Hause. Während Pedro den Damen nachstellt, zerbricht in Europa Napoleons Imperium. Pedros Vater, König Joao VI., muss zurück nach Portugal. Seinen Sohn lässt er zurück - mit einem Hintergedanken: "Falls Brasilien sich für die Unabhängigkeit entscheidet, lass es unter deiner Führung geschehen."Am 7. September 1822 kommt es zum so genannten Schrei von Ipiranga. Dort, in der Nähe von Sao Paulo, reißt sich Pedro die portugiesischen Abzeichen von seiner Kavallerie-Uniform, stößt den Säbel in Richtung Himmel und schreit: "Unabhängigkeit oder Tod!" Pedro wird zum Kaiser von Brasilien gekrönt. Während das spanische Kolonialreich in einzelne Länder zerfällt, gelingt es ihm, das Land zusammenzuhalten. Die brasilianische Elite aus Großgrundbesitzern stützt seine Monarchie, weil sie bei einer Republik mit Sklavenaufständen rechnet. Etwa die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung besteht aus afrikanischen Sklaven. Auch außenpolitisch hat Dom Pedro Erfolg. Er heiratet Leopoldine, eine österreichische Erzherzogin. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor. Mit anderen Frauen zeugt Dom Pedro mindestens neun weitere Nachkommen. Nach anfänglicher Euphorie sinkt die Popularität des Kaisers. Ständige Affären, ein erfolgloser Krieg gegen Argentinien um Uruguay und seine Ablehnung der Sklaverei machen ihn bei der Oberschicht unbeliebt. Am 7. April 1831 tritt Pedro I. zugunsten seines fünfjährigen Sohnes zurück. Über Nacht verlässt er sein Kaiserreich und schifft sich nach Europa ein.

Die Krone Portugals hat Pedro bereits Jahren zuvor abgegeben zu Gunsten seiner Tochter Maria da Glória. Doch sein Bruder Miguel hat die Herrschaft an sich gerissen. Pedro zieht in den Kampf und gewinnt den Bruderkrieg: In Portugal wird seine Tochter als Maria II. Königin. Sein Sohn wird als Pedro II. 50 Jahre lang in Brasilien herrschen und ganz zum Schluss die Sklaverei abschaffen. Doch diesen Doppelerfolg seiner Dynastiepolitik erlebt Pedro I. nicht mehr. Mit knapp 36 Jahren stirbt er am 24. September 1834 in Queluz  in der Nähe von Lissabon. Seine sterblichen Überreste werden in Brasilien bestattet.


Stand: 07.04.06