Stichtag

26. Januar 2006 - Vor 70 Jahren: Die Niagara-Fälle frieren ein

Niagara ist ein Wort aus der Sprache der Indianer, die einst zwischen Erie- und Ontariosee lebten, und bedeutet "donnerndes Wasser". Seit etwa 10.000 Jahren donnert das Wasser des Niagaraflusses zwischen den beiden Seen in die Tiefe, genau auf der heutigen Grenze zwischen Kanada und den  USA. Die Gletscher der letzten Eiszeit hatten die Seemulden gegraben, ihr Schmelzwasser füllte sie.
Als die Weißen die Niagara-Fälle entdecken, herrscht einige Jahrhunderte lang die sogenannte "kleine Eiszeit", eine Kälteperiode der Neuzeit, der erst die Industrialisierung und der durch sie erzeugte "Treibhauseffekt" ein Ende setzt. Eine Folge der Kälte: Hin und wieder erstarrt das donnernde Wasser. Schon für 1848 ist das Einfrieren der Niagara-Fälle bezeugt. Aus dem Jahr 1903 gibt es Fotos der erstarrten Wassermassen. Nicht immer frieren die Fälle vollständig ein, denn dafür müssen die Temperaturen über längere Zeit unter minus 20 Grad fallen. Im Rekordwinter 1936 tun sie das wieder. Am 26. Januar wird das vollständige Einfrieren der Fälle festgestellt, die auf kanadischer Seite über 50 Meter hoch sind.
Zwei Jahre später kommt es noch einmal zu diesem Naturschauspiel. Diesmal zerstören die Eismassen die Honeymoon-Bridge, auf der sich gern Paare in den Flitterwochen ablichten ließen. Seither kam es nicht mehr zum "Frozen Solid", wie man das Ereignis in der Region nennt.

Wenn sie nicht erstarrt sind, fressen sich die Fälle durch den Abbau der Fallkante allmählich zum Eriesee zurück, Jahr für Jahr über einen Meter. In etwa 10.000 Jahren werden sie den Ursprung des Niagaraflusses erreicht haben, dann wird sich der See ins niedrigere Flussbett entleeren.

Stand: 26.01.06